Mentoring als Schlüsselfaktor für die Schweiz
Der von Sprüngli gesponsorte MICHELIN Mentor Award für die Entwicklung von gastronomischen Konzepten und Ausbildung von Talenten liegt Gwendal Poullennec, dem internationalen Direktor des Guide MICHELIN, am Herzen. Mit seinem Lob: „Heute ist ein grossartiger Tag für diesen Küchenchef, denn drei seiner Schüler (Silvio German, Marcel Skibba und Sven Wassmer) können nun zwei MICHELIN Sterne vorweisen“, begrüsste Poullennec Andreas Caminada von Schloss Schauenstein (Fürstenau, GR) auf der Bühne und betonte: „Nicht nur geografisch ist die Schweiz für Nachwuchstalente sehr attraktiv. Mentoring ist ebenfalls ein Schlüsselfaktor und wichtig, um der nächsten Generation Wissen weiterzugeben, sie zu inspirieren, Leidenschaft, Engagement und Einsatzbereitschaft zu vermitteln.“
“Ich habe gerade Tränen vergossen…”
Trainer, Unterstützer von Talenten und Mentor vieler erstklassiger Küchenchefs aus der ganzen Welt sei Caminada, dem schon auf dem Weg zur Bühne Kollegen mit herzlichen Umarmungen gratulierten. Stolz lächelnd fasste der 43-Jährige sich ans Herz und gab zu: „Ich habe gerade ein paar Tränen vergossen, das ist sehr unerwartet, dieser Award und auch die zwei Sterne unserer Restaurants. Danke vielmals!“ Gerührt verriet er: „Ich möchte herzlich den Teams danken und auch den ehemaligen Mitarbeitern vom Schloss. Diese Auszeichnung gebührt auch meiner Frau. Sie ist Geschäftsführerin der Fundaziun Uccelin, die viele junge Talente fördert und ihnen eine Plattform gibt - das ist ein toller Award für die Fundaziun.“ Die Stiftung bietet Koch- und Servicekräften die Möglichkeit, sich in ihrem Handwerk weiterzubilden, um als Botschafter die Qualität der schweizerischen Spitzengastronomie in die Welt hinauszutragen.
Die Zusammenarbeit mit jungen Leuten ist pure Freude, der Motor, der ihn antreibt
Caminada betont, es liege ihm am Herzen, ambitionierte Talente aus der Gastronomie individuell zu fördern, „indem wir sie finanziell und menschlich unterstützen. Dieser Rückhalt soll ihnen den Weg dazu ebnen, Einblick in die weltweite kulinarische Vielfalt zu bekommen, damit sie die Qualität ihres wunderbaren Handwerks nachhaltig sichern können.“ Auf die Frage, woher er die Zeit dafür fände, lacht der Mentor und man sieht ihm an, wie ihn die Nachwuchsförderung begeistert: „Das ist der Alltag, wenn man eine Passion gefunden hat, seine Aufgabe, und Koch ist, da gibt man alles dafür. Da ist keine Stunde zu viel, und ich glaube, es geht sicher vielen so wie mir: Das ist eine pure Freude, der Motor ist wirklich die Zusammenarbeit mit jungen Leuten, gemeinsam etwas zu kreieren, kreativ zu sein und schlussendlich die Gäste happy machen.“ Kurz sinniert er und fügt hinzu: „Um das geht es - das ist das Tolle!“
“Guidance, Philosophie, Geschmack, aber auch die Fähigkeit, liefern zu können, zweimal am Tag, Kontinuität.”
Den typischen eigenen Mentor hatte Caminada selbst nicht, aber: „Ich habe viel gelernt, hatte immer jemanden, der mich gepusht hat, immer diese Chefs, die ich mochte. Dazu gehört aber auch eigene Anstrengung. Ich pushe und motiviere, will aber auch spüren, dass jemand weiterkommen, eigene Verantwortung übernehmen will. Es ist wichtig, die Leute auch an die Grenze zu bringen, sie positiv zu überfordern, ihnen Verantwortung zu übergeben und sie aus der Komfortzone in ein anderes Level zu locken!“
Für Caminada geht es um „Guidance, Philosophie, Geschmack, aber auch die Fähigkeit, liefern zu können, zweimal am Tag, Kontinuität.“
Der Freund Odysseus‘
Als Andreas Caminada 2010 seinen dritten MICHELIN Stern verliehen bekam, hatte er den kulinarischen Olymp erreicht. Seit zehn Jahren bestätigt der Bündner diese höchste Auszeichnung souverän. Sein neuester Award hat seine Ursprünge ebenfalls in der griechischen Mythologie: Mentor war der Freund Odysseus‘, Lehrer und Ratgeber von dessen Sohn Telemachos.
Was macht einen guten Mentor aus? Verantwortlichkeit, dem Mentee zu helfen, auf dem Weg zu bleiben, ihm Zeit und Energie zu sparen, indem er ihn dorthin begleitet, wo er selbst schon ist oder war. Wer einen guten Mentor hat, hat eine steilere Lernkurve, da er von dessen Erfahrungen profitieren und gleichzeitig folgenschwere Fehler vermeiden kann.
Diese Aufgaben scheinen Caminada mindestens genauso am Herzen zu liegen wie die bekannte Harmonie und Vielfältigkeit seiner kulinarischen Kreationen. „Das Essen soll eine Sinnesreise sein, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt“, beschreibt er selbst die Philosophie seines Kochhandwerks. Diese Philosophie vermittelt er, gepaart mit seiner Leidenschaft, an seine Mentees weiter.
Der Guide MICHELIN Schweiz 2020 ist zum Preis von 39 Schweizer Franken (29.95 Euro in Deutschland und 30.80 Euro in Österreich) erhältlich. In der neuesten Ausgabe werden insgesamt 632 Restaurants und 215 Hotels empfohlen, wobei die vom Guide MICHELIN empfohlenen Speiselokale von Landgasthöfen bis hin zu Gourmetrestaurants reichen.
Portrait Andreas Caminada © Veronique Hoegger / Schloss Schauenstein
Photos Event © Guide MICHELIN