Restaurants 3 Minuten 13 Dezember 2022

Highlight Dezember: „Atelier Sanssouci“ bei Dresden

Im Dezember nehmen wir Sie mit ins Villenviertel von Radebeul – genauer gesagt ins Atelier Sanssouci. Wir sind begeistert! Der Name ist hier Programm. Lesen Sie weiter und erhalten Sie Einblick in den Besuch unseres Inspektors.

Um ein Leerzeichen ergänzt, wird der Name zu „sans souci“ (frz.) auf deutsch „sorgenfrei“. Tatsächlich macht dieser ganz besondere Ort glücklich. Das Restaurant befindet sich im Hotel Villa Sorgenfrei – der Name ist hier also Programm. Das wundervolle Anwesen aus dem 18. Jahrhundert samt herrlicher 7.000 Quadratmeter großer Parkanlage ist keine 10 Kilometer vom Zentrum Dresdens entfernt und lässt jeglichen Trubel des Alltags vergessen. Es bietet in seinen 14 Zimmern und Suiten Ruhe. Im Restaurant schlagen Gourmetherzen höher oder machen auch schon mal Purzelbäume.

Dafür ist kein anderer als Küchenchef Marcus Langer verantwortlich. Seit September 2021 kocht der 1985 geborene Sachse hier. Er ist uns kein Unbekannter. In seiner Laufbahn finden sich besondere Stationen wie die ehemals mit MICHELIN Stern(en) ausgezeichneten Häuser Schloss Lerbach bei Köln, das 17fuffzig im Hotel Bleiche im Spreewald und das bean & beluga in Dresden.

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Was man kurz und knapp über die Küche von Herrn Langer sagen kann, fragen wir nach. „Produkte und Handwerk überzeugen, der Geschmack sowieso“ wird geschwärmt. „Es wird eine zeitgemäß interpretierte französische Küche geboten, in der man sich auf tolle Produkte wie bretonische Meeräsche, schottischen Hummer, Reh aus heimischer Jagd oder Challans-Perlhuhn freuen darf.“ Bekommen Sie jetzt Appetit?

Das Restaurant befindet sich im ehemaligen Fest- und Gartensaal des Hauses – hier besticht die klassische Eleganz von hohen Decken und Stuck - und ist am Abend geöffnet. Der Gast taucht ein in ein historisches state-of-the-art Ambiente, das den ein oder anderen die großen Sehenswürdigkeiten der Stadt wie Semperoper oder Zwinger vergessen lassen mag. Jawohl, denn hier erwartet Sie „großes Kino“ – schweigen müssen Sie allerdings nicht. Ganz im Gegenteil, die Atmosphäre ist angenehm entspannt mit lockeren Tischgesprächen. Sie werden sich wohlfühlen.

“Hier machen Gourmetherzen auch schon mal Purzelbäume”
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Der Besuch fällt auf einen Montag. Unser Inspektor macht auf dem Weg an die Ostsee den Stopp in Radebeul. Seine Herberge ist leider nicht „sans souci“ – aber zumindest in Fußentfernung der Villa. Es ist dunkel und leicht regnerisch, die Beleuchtung gedimmt. In zügigem Schritt und zielstrebig läuft er versehentlich am Eingang des Restaurants vorbei. Nach kurzem Umweg im Eingangsbereich angekommen, schweift der erste entspannte Blick durchs Restaurant. Jetzt übernimmt das engagierte Servicepersonal – der Gast ist sorgenfrei! Die Garderobe wird abgenommen, man wird zum Tisch begleitet, der Apéritif wird abgefragt.
Man kann sich aus zwei Menüs „mit & ohne“ - letzteres vegetarisch - fünf bis zehn Gänge zusammenstellen, die zwischen 139 und 195 Euro variieren.

Noch während unser Inspektor die Speisekarte studiert, werden dreierlei Apéritifs serviert. Es gibt Rote-Beete-Falafel mit würziger Crème, Gyoza auf Kürbiskerncrème und einen Apfel-Ingwer-Shot. Ein gelungener kontrastreicher Auftakt.

Er entscheidet sich für das 5-Gänge-Menü „mit“ und tauscht die Vorspeise zu Gunsten des vegetarisch zubereiteten Chinakohls aus. Auf die empfohlene internationale Weinbegleitung wird verzichtet, um regionale Weine zu kosten. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, Weine aus einem der kleinsten Weinanbaugebiete Deutschlands zu probieren? Und das direkt vor Ort.

Als Amuse-Bouche wird ein lockerer Salat von Couscous serviert, bedeckt von einem luftig-cremigen Auberginenschaum und knusprigen Gemüsechips. Die Süße von Aprikosen und die knackige Frische von Gemüsewürfeln sorgen für wunderbaren Pfiff.
Der routinierte und aufmerksame Service setzt einen Mini-Kümmelbrotlaib ein, dazu gibt es eine schaumige Nussbutter und eine aufgeschlagene Crème fraîche.

Die Vorspeise wird serviert: „PIKANT MARINIERTER CHINAKOHL, Basmatireis & Koriander-Peperoni-Vinaigrette“ – gleich zu Beginn eine Exkursion über die Grenzen Frankreichs hinaus.
Der in große Stücke geschnittene Chinakohl ist als Kimchi zubereitet, mit schönem Säureakzent fermentiert, mit mutiger Schärfe angemacht und mit Schnittlauch optisch sehr schön zusammengebunden. Obenauf gepuffter knuspriger Reis und eine knallig grüne grasige Creme sowie feine Koriander-Sprossen. Die Koriander-Peperoni-Vinaigrette mit feinen Peperonistücken ist elegant und finessenreich abgestimmt, zeigt auch süßlich-fruchtige Töne, die der Schärfe einen wunderbaren Kontrast geben. Ein herrlich leichter Reisschaum mildert die Schärfe ebenfalls ab. Die Harmonie top, alles stimmig balanciert – Schärfe, die Spaß macht!

Dazu trinkt er einen Riesling "Sommerhalde" von Karl Friedrich Aust aus Radebeul.

© Hotel Villa Sorgenfrei & Restaurant Atelier Sanssouci
© Hotel Villa Sorgenfrei & Restaurant Atelier Sanssouci

Es folgt „KROSSE BRETONISCHE MEERÄSCHE auf einer Fenchel-Safran-Creme & aromatischem Bouillabaisse-Sud“.
Auf einen Schlag ist man zurück – aber nicht in Dresden, sondern am französischen Mittelmeer. Der Fisch von ausgezeichneter Qualität und Frische, sehr schön dickfleischig, saftig und zart, die Haut perfekt krossgebraten, wunderbar gewürzt. Begeisternd der angegossene sämige Bouillabaisse-Sud mit einer prägnanten, perfekt eingebauten Safrannuance, vollmundig und in die Tiefe gearbeitet. Dazu ein Fenchelpüree, angereichert mit Bouchot-Muscheln, Stabmuscheln, Meerschnecken sowie Passe Pierre – einfach „formidable“.

© Villa Sorgenfrei & Atelier Sanssouci
© Villa Sorgenfrei & Atelier Sanssouci
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Es geht weiter mit "FELSENOKTOPUS BOLOGNA ART mit Kalamata Olive & Liebstöckel".
Der Oktopus perfekt zubereitet, sehr zart das Fleisch, kross mit kräftigen Röstnoten gegrillt, ausgesprochen schmackhaft. Dazu eine intensive fein geschäumte weiße Tomatensauce sowie Liebstöckel-Öl und frisches Liebstöckelkraut. Sowie ein zweifarbiges, perfekt gearbeitetes Nudelblatt, das mit einer "Bolognese" mit Pinienkernen, Olivenstücken und geflämmten Oktopusstücken gefüllt ist. Röststoffe, würziger Liebstöckel und intensive Kalamata-Oliven harmonieren exzellent in diesem geschmacksintensiven Gang.

Der wirklich hervorragende Chardonnay von Martin Schwarz aus Meißen, der frankophil ausgebaut ist, kann den kräftigen Aromen das nötige Paroli bieten.

Der Hauptgang wird eingesetzt: „PERLHUHN AUS CHALLANS dazu gerösteter Mais & Croustillon
Das Herzstück der Perhlhuhnbrust ist wunderbar zart und saftig. Darauf ein knuspriger Mais-Schnittlauch-„Crumble“. Der Mais zudem als harmonisch gepickelter Babymais sowie als Segmente vom Maiskolben, mit schönen Röststoffen zubereitet. Es gibt gegrillten Brokkoli und eine aromatische Brokkolicreme. Eine cremige Sauce verbindet sich optimal mit der kraftvollen, intensiven Jus, die am Tisch angegossen wird. A part wird eine geröstete Maiscreme und ein Croustillon aus dem saftigen, aromatischen Keulenfleisch serviert. Stark die Saucen – stark dieser Gang!

© Villa Sorgenfrei & Atelier Sanssouci
© Villa Sorgenfrei & Atelier Sanssouci

Die Rohmilchkäse-Auswahl von Maître Affineur Waltmann, der es sich in Erlangen zur Aufgabe gemacht hat, die besten Käse zu affinieren, macht Appetit. Die Entscheidung fällt allerdings auf den süßen Abschluss: "SAFTIGE FRAGOLA-TRAUBEN & warmes Küchlein von der Manjari-Schokolade & Traubenkernöl". Das Dessert besteht aus einem klassischen, exzellent zubereiteten Fondant au Chocolat, gemacht mit aromatischer 64%iger Schokolade, warm mit wunderbar flüssigem Kern. Dazu wird auf etwas Crumble ein perfekt homogenes Trauben-Eis aus der sehr aromatischen roten Fragola Traube serviert, das angenehm leicht und nicht zu süß, authentisch im Geschmack ist. Dazu rote und grüne Trauben, etwas Trauben-Gel und Traubenkernöl. Wunderbar die Harmonie von Trauben und Schokolade.

© Villa Sorgenfrei & Atelier Sanssouci
© Villa Sorgenfrei & Atelier Sanssouci

Das Abendessen endet wie es begonnen hat. Die Petits Fours werden serviert und greifen die Aromen der Apéritifs auf: Rote-Beete-Marshmallow, Kürbis-Macaron & Apfelbeignet. Herrlich.

„Zu Schade, dass ich jetzt nicht einfach in einem der 14 Zimmer und Suiten verweilen kann", denkt unser Kollege und spaziert dennoch glücklich durch den Regen in seine Unterkunft.

Fazit: Das Atelier Sanssouci ist eines unserer Häuser, für die es den Guide MICHELIN gibt: Freunde guten Essens sollten ganz bewusst hierher geführt werden!

Die Redaktion behält sich vor, einzelne Details des Besuchs zu verändern, um die Anonymität unserer Inspektoren/innen zu schützen.

Die Wahl des Restaurants haben unsere Inspektoren gemeinsam mit der Online-Redaktion getroffen.



Illustration Image © Villa Sorgenfrei & Atelier Sanssouci

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