Bonifacio ist eine traumhafte Stadt zwischen Meer und Macchia nur 1h40 Flugstunden von Paris entfernt. Die ehemalige Genueserstadt aus dem Mittelalter liegt auf einer 60 Meter hohen Klippe, eine Lage wie aus dem Bilderbuch, sodass sie beinahe unwirklich erscheint. Der Guide MICHELIN führt Sie durch diese kleine französische Stadt - die südlichste des zum europäischen Kontinent gehörenden Teil Frankreichs.
Tag 1: Altstadt und Hafen
Am Vormittag
Stellen Sie Ihr Gepäck im Version Maquis Citadelle ab (zwanzig Minuten mit dem Taxi vom Flughafen in Figari entfernt). Dieses intime Luxushotel mit 22 Zimmern und Suiten liegt auf den Hügeln unweit vom regen Treiben der Stadt Bonifacio entfernt. 2023 erhielt es das EU-Umweltlabel für seinen umweltfreundlichen Betrieb und wurde 2024 mit einem MICHELIN Key ausgezeichnet.
Die Luft duftet nach der Macchia und man genießt den atemberaubenden Blick auf die Altstadt und ihre berühmte Bastion de l'étendard. Den Gästen stehen auch ein 600 m2 großes Spa der Marke „Biologique Recherche“, ein großer Überlaufpool und eine wunderbare Terrasse zur Verfügung. Eine Oase inmitten der Natur! Ein kostenloser Shuttle-Bus bringt die Hausgäste jederzeit zum Hafen oder zur Zitadelle hinunter. Wer abenteuerlustiger ist, kann sich auch eines der kostenlos angebotenen Elektrofahrräder ausleihen.
Die Besichtigung beginnt mit einem kleinen Rundgang durch die Oberstadt, die ihrem Namen alle Ehre macht. Sie liegt ganz oben auf den elfenbeinfarbenen Klippen und bietet einen schwindelerregenden Blick auf die Wellen in der Tiefe und den zauberhaften Yachthafen. Die labyrinthartigen Gassen laden zum Flanieren ein. Nehmen Sie sich Zeit, um hier in aller Ruhe über die kleinen Plätze zu Kirchen und von Cafés zu Geschäften zu schlendern.
Die seit 30 Jahren bestehende Eisdiele „Rocca Serra“ serviert besonders originelle Geschmacksrichtungen aus lokalen Zutaten: Brocciu, Feigen, Lorbeer... oder ein frisches Sorbet mit Nepita, der wilden korsischen Minze. Köstlich!
Dann gelangen Sie zur sogenannten Treppe des Königs von Aragon. Die Stufen sind in den Kalkstein der Klippen gehauen und bieten einen Blick auf die Bouches de Bonifacio, die Meerenge zwischen Korsika und Sardinien. Die insgesamt 189 Stufen (ja, wir haben sie tatsächlich gezählt!) scheinen steil ins Meer hinabzuführen. Aber Vorsicht: Der Abstieg ist einfach und nicht besonders anstrengend, aber der Aufstieg ist umso schwieriger. Die Treppe darf nur mit Turnschuhen oder flachen, geschlossenen Schuhen betreten werden.
Der Legende nach wurde diese Treppe in einer Nacht von spanischen Truppen gebaut. Zu dieser Zeit war der aus Aragonien stammende König Alfons V. Herrscher über Sardinien und das Königreich beider Sizilien. Im Jahr 1420 soll er die Annexion Korsikas gefordert und die Zitadelle zwei Monate lang belagert haben, sei jedoch auf den Widerstand der Einwohner Bonifacios gestoßen. Schließlich habe er kapituliert und sei mit leeren Händen zurückgekehrt.
In Wirklichkeit wurde diese Treppe über einen viel längeren Zeitraum gemeißelt. Historiker vermuten, dass sie von Franziskanermönchen entworfen wurde, die sich damit Zugang zu einer Trinkwasserquelle in einer tiefer gelegenen Höhle verschaffen wollten. Ein wundersames Süßwasser, das die Bewohner im äußersten Notfall stets versorgen konnte.
Mittagessen
Gehen Sie hinunter zum Hafen (von der Zitadelle eine gute Viertelstunde zu Fuß). Die Weinbar Da Passano (mittags und abends geöffnet) ist mit ihrer korsischen Tapas-Karte und ihrer schattigen Terrasse mit Blick auf den Yachthafen immer eine gute Wahl. Die Gerichte in kleinen Portionen eignen sich hervorragend zum Teilen. Die Gäste werden mit Kalbstartar mit Austern, süchtig machenden Migliacci (mit Käse gefüllte Pancakes) oder der köstlichen Auberginen à la Bonifacienne in Form von Kroketten verwöhnt. Wenn es zu heiß wird, gehen Sie zur Klippe und besuchen die erstaunliche, in den Kalkstein gegrabene natürliche Grotte. Die vom Architekten Patrice Gardera entworfene zeitgenössische Verkleidung besteht aus einem Mix aus gewachstem Betonboden, Metallwänden und geflochtenem Holz.
Ebenfalls lohnenswert ist das neue, entstaubte Bistro „D'Amore“, in dem seit letztem Jahr wieder italienische Küche serviert wird. Die stilvolle Gestaltung mit Pastellfarben, Lichtschächten und einer Pflanzenwand stammt von dem Architekturbüro Gardera-Pastre. Das zeitgemäße Restaurant bietet mittags und abends gehobene Bistroküche mit italienisch-korsischen Einflüssen, beispielsweise Focaccia, rohen Fisch und frische selbstgemachte Pasta. Unbedingt probieren müssen Sie die Spezialität des Hauses: Risotto al salto, das mit Safran gewürzt und dann kurz angebraten wird. Das Gericht ist knusprig und zergeht auf der Zunge, wird mit Gambas, Tintenfisch und Pulpo bestückt und mit einer lauwarmen Emulsion übergossen.
Am Nachmittag
Fahren Sie mit dem Auto zum Golf de Sperone, einem 18-Loch-Platz, der regelmäßig in der Liste der schönsten Golfplätze der Welt genannt wird. Die 75 Hektar große Grünfläche inmitten der Macchia verläuft entlang der Küste und reicht teilweise bis zu den Kalksteinklippen. Das Loch Nr. 16 ist legendär, da der Spieler dort über das Meer hinweg driften muss … Nutzen Sie die Gelegenheit, um zu dem traumhaften, intimen Strand Petit Sperone zu gehen, der mit seiner unberührten Natur und kristallklarem Wasser fasziniert. Das Clubhaus („U Sperun“) eignet sich für einen Drink und verfügt über eine herrliche Terrasse mit traumhafter Aussicht auf das Meeresschutzgebiet der Inseln Lavezzi und Cavallo.
Ein Tipp für Wanderfreunde: Gehen Sie zu Fuß auf dem Küstenpfad von der Oberstadt über die hohen Kreidefelsen bis zum Leuchtturm von Pertusato. Genießen Sie die mediterranen Düfte der Macchia und den atemberaubenden Blick auf das türkisfarbene Meer in der Tiefe. Der herrliche Spaziergang dauert ca. 2,5 Stunden hin und zurück. Die beste Tageszeit ist am frühen Abend, wenn die Sonne untergeht und der elfenbeinfarbene Kalkstein golden schimmert.
Abendessen... und wohlverdiente Ruhe!
Das Finestra am Hafen ist die Gourmet-Adresse Bonifacios. Das 2023 eröffnete Restaurant ist nur abends geöffnet und befindet sich im Obergeschoss desselben Gebäudes wie das „D'Amore“. Der Name ist eine Anspielung auf das beeindruckende Fenster, durch das die etwa zwanzig Gäste die Schiffe am Kai bewundern können. Die dicke Verglasung garantiert eine vollständige Schallisolierung von dem Straßenlärm. Der Speisesaal in Form eines umgekehrten Schiffsrumpfes, die sich langsam bewegenden Rotorblätter des XXL-Ventilators und die minimalistischen Kurven scheinen direkt aus einem Architekturmagazin zu stammen.Auf der Speisekarte bieten Küchenchef Italo Bassi und der auf der Toskana stammende junge Executive Chef Edoardo Menna eine subtile Mischung von italienischer und korsischer Küche. Serviert werden handverlesene Produkte in meisterhafter Zubereitung, z. B. Risotto mit kräftiger Felsenfischsuppe. Die Sommelière Charlotte Hellec bietet dazu passende Weine an mit Schwerpunkt auf korsischen Weinen und den einheimischen, weltweit einzigartigen Rebsorten.
Danach geht es zurück ins Hotel. Die ruhige Atmosphäre der mitten in der unberührten Macchia gelegenen Unterkunft steht im Kontrast zum regen Treiben in der Stadt der Klippen. Nach diesem Tag werden Sie sicher schnell einschlafen.
Tag 2: Bootsausflug
Am Vormittag
Von 8 bis 9 Uhr können Sie an einer gemeinsamen Yogastunde teilnehmen (das Hotel bietet von Montag bis Freitag kostenlos Yoga an) und damit perfekt in den Tag starten. Danach geht es zum Yachthafen, wo Sie einen Bootsausflug machen können (unbedingt im Voraus buchen!). Heute entdecken Sie die Stadt der Klippen vom Meer aus und ihre paradiesischen Strände, die nur mit dem Boot erreichbar sind, – ein unvergessliches Erlebnis! Wir empfehlen zwei Angebote:
Das erste betrifft die Vedettes (Schnellboote) der Gesellschaft SPMB Promenades en Mer. Für etwa 40 Euro pro Person wird ein Circuit découverte mit stündlichen Abfahrten von 9.30 bis 15.30 Uhr und Rückfahrten von 12.30 bis 18.30 Uhr angeboten. Die Dauer Ihres Ausflugs können Sie selbst bestimmen. Denken Sie daran, ausreichend Getränke und Proviant mitzunehmen.
Mittagessen und Nachmittag
Möchten Sie lieber mit einem Segelboot zu den gegenüber der Zitadelle gelegenen Lavezzi-Inseln, einer Inselgruppe mit Granitfelsen und türkisfarbenem Wasser, die an die Malediven erinnern, fahren? Die dem französischen Segelverein angeschlossene Corsica Classic Yachting Academy, die für die Organisation beliebter Regatten bekannt ist, besitzt auch zwei Schulschiffe. Leidenschaftliche Segler bieten Ausflüge mit Skipper an, bei denen Sie Ihr Können verbessern oder es erlernen können – mit der Familie oder unter Freunden. Und das zu vernünftigen Preisen: ab 60 €/pro Person für eine 3- bis 4-stündige Fahrt.
Die einzigartige Flotte umfasst auch das Schulschiff „SY Hiti“ und das legendäre „SY Pacha“, einen 1968 gebauten Rennsegler von Camper & Nicholsons, der unter anderem 1970 die Sydney Hobart gewann. Außerdem besteht die Möglichkeit, für 50 €/Person und pro Tag drei Mahlzeiten (Frühstück, Mittag- und Abendessen, ohne Getränke) zu buchen).
Denken Sie daran, Taucherbrille und Schnorchel einzupacken. Die Lavezzi-Inseln sind seit 1982 als Naturschutzgebiet der Bouches de Bonifacio geschützt und zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Meereswelt aus.
Abendessen im Hotel
Zurück im „Version Maquis Citadelle“ können Sie es sich auf einem Liegestuhl am Pool gemütlich machen und bei einem Cocktail des Hauses den wunderschönen Sonnenuntergang genießen.
Zum Abendessen geht es dann ins Hotelrestaurant mit Blick auf die beleuchtete Zitadelle von Bonifacio und den Pool, das nach Meinung unseres Inspektors besonders bemerkenswert ist und kulinarische Einflüsse Italiens in der korsischen Küche hervorragend zur Geltung bringt. In einem exklusiven Ambiente serviert Küchenchef Paul Bertheau unter anderem frische selbstgemachte Pasta mit Gourmetsaucen, Fleisch und Fische aus der Region sowie kleine, raffiniert zubereitete Süßspeisen. Wir bestätigen, was Sie ganz sicher bereits gespürt haben: Der Abschied von diesem paradiesischen Ort wird schwerfallen.
Anreise nach Bonifacio
Mit dem Flugzeug:
Der nächste Flughafen befindet sich in Figari. Von dort erreicht man die Stadt Bonifacio in etwa 20 Minuten. Air France und Air Corsica fliegen täglich von Paris Orly nach Figari (1h40). Air Corsica bietet außerdem das ganze Jahr über Direktflüge von Nizza und Marseille an.Mit dem Schiff:
Es gibt Schiffsverbindungen ab Marseille und Toulon. Die Fähren Corsica Linea, La Méridionale und Corsica Ferries fahren täglich nach Porto-Vecchio (die Überfahrt dauert durchschnittlich 12 Stunden). Von dort aus dauert die Fahrt nach Bonifacio ca. 30 Minuten.Adressenliste:
Hotel „Version Maquis Citadelle“: Brancuccio, 20169 Bonifacio
Eisdiele „Rocca Serra“: Oberstadt : 1 Rue Saint-Dominique 20169 Bonifacio (zweite Adresse am Hafen: 17 Quai Jérôme Comparetti)
Restaurants „Finestra“ und „D’Amore“: 51 Quai Jérôme Comparetti, 20169 Bonifacio
Restaurant „Da Passano“: 53 Quai Jérôme Comparetti, 20169 Bonifacio
Golfplatz von Sperone (mit dem Club House „U Sperun“): Domaine de Sperone, 20169 Bonifacio
SPMB (Société de Promenades en Mer de Bonifacio): Quai d’honneur 20169 Bonifacio. Infos: www.spmbonifacio.com. Reservierung per E-Mail (spmbonifacio@orange.fr) oder telefonisch (04 95 10 97 50)
Corsica Classic Yachting: www.corsica-classic.com. Infos und Reservierung: contact@corsica-classic.com / Thibaud Assante: +33 6 84 95 57 84
Illustration Image © Christian Thöni / Unsplash