Feature 1 Minute 12 März 2025

Ein Plädoyer für mehr Wahl in Sternerestaurants

In vielen Sternerestaurants wird den Gästen heute sowohl Menü wie Timing vorgegeben. Wir glauben, dass es gastfreundlich ist, eine Wahl zu haben - im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Plädoyer für mehr Auswahl.

Die Anzahl der Sternerestaurants in Deutschland erreicht jährlich neue Rekorde. Deutschland hat aktuell über 320 MICHELIN Sterne davon zehn 3-Sterne-Restaurants. Mussten Lothar Eiermann und Eckart Witzigmann in den 90er Jahren ihre Ware noch selbst in Frankreich abholen, ist Deutschland inzwischen zum Schlaraffenland geworden. Lange schon sind feinste Zutaten aus der Welt erhältlich und eine große Anzahl an hochwertigsten Produkten und Zutaten – sowohl international wie lokal - finden den Weg auf die Teller der besten Restaurants des Landes. Die Qualität der Waren und das Können der hiesigen Chefs spiegeln sich in den Sternestatistiken wider. Deutschland ist ein kulinarischer Hotspot.

Seit einiger Zeit kommen unsere Inspektorinnen und Inspektoren allerdings immer öfter mit derselben Beobachtung von ihren kulinarischen Dienstreisen durch die Bundesrepublik zurück.


Der Gast hat keine Wahl mehr

Der Gast hat keine Wahl mehr!  Er kann oft weder die Anzahl der Gänge wählen noch ein Menü ändern, oder aus dem Menü herauspicken worauf er gerade Lust und Appetit hat. „Letzte Woche musste ich in einem Restaurant die Gerichte 1, 2, 6 und 7 aus dem Menu nehmen, eine andere Möglichkeit gab es nicht“, sagt einer unserer Inspektoren. Ein À-la-carte-Angebot? Fehlanzeige.
„Es ist bedauerlich, dass immer weniger Restaurants eine klassische Auswahl bieten. Dabei müsste sie nicht einmal umfangreich sein – schon die Möglichkeit, überhaupt zu wählen, bereichert das Erlebnis. Wo solche Optionen angeboten werden, erfreuen sie sich übrigens großer Beliebtheit“, erzählt ein langjähriger Inspektor und fügt hinzu: „Selbst gehobene Preise schrecken die Gäste dann nicht ab. Drei ausgefeilte, harmonisch ausbalancierte und ansprechend portionierte Gänge können einen ebenso unvergesslichen Abend bescheren wie ein langes Menü.“

Auch auf das Timing nimmt der Gast oft keinen Einfluss mehr. Wird man häufig doch als einzelner Gast mit anderen Tischen so eingetaktet, dass die Küche ihre Abläufe optimiert. Letzteres ist legitim und war schon immer ein valables Vorgehen. Dass aber Tische, die um 19 Uhr den Aperitif nehmen, zur selben Zeit den Hauptgang serviert bekommen wie ein Paar, das eine Stunde später eintrifft, ist ein verhältnismäßig neues Phänomen.

Der Guide MICHELIN arbeitet für den Gast

Wir sind alle vom Fach, sind gelernte Köchinnen und Köche oder Restaurantfachleute, wissen um die Herausforderungen in unserem Metier und erkennen diese an. Dass ein kleines Restaurant mit wenigen Sitzplätzen schon aus Gründen der Nachhaltigkeit nicht ebenso viele unterschiedliche Produkte vorrätig halten kann wie ein großes Haus, versteht sich von selbst. Es geht vielmehr darum, den Gast in den Mittelpunkt zu stellen, entsprechend den individuellen Möglichkeiten. Wir glauben, die Wahl zu haben, ist gastfreundlich - im wahrsten Sinne des Wortes.

Es ist also an der Zeit, diese Form des Genusses wieder verstärkt in den Fokus zu rücken.


Unsere Inspektorinnen und Inspektoren haben für Sie eine Liste von Restaurants erstellt, in denen Sie wählen können.

Klicken Sie hier: Wo Gäste wählen können


Illustration Image © LuckyStep48/iStock

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