Österreich zählt zu den Weinbauländern der Welt, die nicht nur authentische Weine höchster Qualität erzeugen, sondern diese auch zu fairen Preisen anbieten, zumal im internationalen Kontext. Weltklasseweine mit hohen Bewertungen etwa beim Robert Parker Wine Advocate bekommt man hier für weit unter 100 Euro, während Weine für den gehobenen Alltag oder das Wiener Schnitzel für um die 10 Euro zu haben sind. Schon sie genügen routinierten Ansprüchen. Das macht die Auswahl fast schon schwierig, aber keine Bange: Wir helfen und stellen das Weinland sowie seine Heroinen und Heroen kurz vor.
Die österreichischen Weinbaugebiete liegen vorwiegend im Osten des Landes in den Bundesländern Niederösterreich (Gesamtrebfäche: 26.732 Hektar), Burgenland (11.538 ha), Steiermark (5.109 ha) und Wien (588 ha). Es sind herrliche Regionen, doch wer dem Westen des Landes näher ist oder demnächst zum Skifahren aufbricht, der findet in den guten Restaurants und einschlägigen Skihütten zwischen Großglockner und Arlberg wirklich alles, was in Österreich Rang und Namen hat.
Bekannter als die generischen Weinbaugebiete sind die zahlreichen spezifischen, von denen die Wachau in Niederösterreich das vielleicht bekannteste, Carnuntum im Südosten von Wien das unbekannteste sein dürfte. Es gibt in Niederösterreich noch weitere sechs, darunter entlang der Donau das Kremstal, Kamptal, Traisental und der Wagram sowie, bei Wien, das Weinviertel. Im Burgenland gibt es fünf spezifische Weinbaugebiete, wenn auch keines so bekannt ist wie die Dachmarke Burgenland. Oder wissen Sie, wo Sie einen Eisenberger (an der Grenze zu Ungarn) oder Leithaberger (an der Grenze zu Niederösterreich) finden? Einfacher ist die Sache in der Steiermark, das als generische Region ebenfalls bekannter sein dürfte als ihre spezifischen Anbaugebiete, die da heißen Südsteiermark (an der Grenze zu Slowenien), Vulkanland Steiermark oder Weststeiermark.
“Wir stellen das Weinland sowie seine Heroinen und Heroen vor”
Ein jedes Anbaugebiet hat seine Faszination, Stärken und typischen Weine, doch wenn man es idealtypisch herunterbrechen muss (wie an dieser Stelle), dann verbindet man die Donaugebiete mit Wien am besten mit elegant fruchtigem Grüner Veltliner und Riesling, nicht aber Carnuntum, wo die besten Weine rot sind und auf Blaufränkisch und/oder Zweigelt basieren. Die an der Südautobahn gelegene Thermenregion überzeugt hingegen mit Burgundersorten und den lokaltypischen Raritäten Zierfandler und Rotgipfler. Das Burgenland ist trotz eleganter oder auch kräftiger, würziger Weißweine in erster Linie Heimat vollmundiger Rotweine, die als Cuvées oder sortenreine Blaufränkisch, Sankt Laurent oder Pinot Noir auf den Markt kommen. Berühmt und von herausragender Klasse sind auch die edelsüßen Weine von dort. In der Steiermark findet man oft sehr leichten Welschriesling, grandiosen Sauvignon Blanc, aber auch Morillon (Chardonnay) sowie Weiß- und Grauburgunder. Ganz schön bunt also, dieses Österreich.
Österreich war immer ein Weißweinland. Allerdings haben sowohl der Klimawandel als auch die lange Zeit steigende Nachfrage nach Rotweinen den Anteil roter Sorten in diesem Jahrhundert deutlich erhöht. Mittlerweile sind nur noch 70 Prozent (einstmals 90 Prozent) der nationalen Rebfläche von 44.210 Hektar mit weißen Sorten bestückt und rund 30 Prozent mit blauen Trauben.
Blaufränkisch, der erste Rotwein Österreichs
Beginnen wir mit den österreichischen Rotweinen. Die in der Menge bedeutendste blaue Sorte ist der Zweigelt, der in allen Weinbaugebieten frische, kirschfruchtige, geradlinige Rotweine mit feiner Säurewürze hervorbringt. Auch aus dem Holzfass und nach einigen Jahren der Reife kommen vorzügliche, komplexe Rotweine, etwa bei Umathum vom Haideboden am Neusiedler See oder vom warmen Schotterboden unweit der Donau von Schloss Gobelsburg im Kamptal.Die deutlich komplexeren Rotweine liefert aber der spät reifende Blaufränkisch, der insbesondere im Burgenland angebaut wird und über viele Jahre heranreifen kann, oder besser: sollte. Seine eindrucksvollsten Weine sind körperreich, frisch und elegant und bestechen mit dunkler Waldbeerfrucht, Unterholzwürze und oftmals blättrigen wie auch kräutereigen Noten. Seine Säure ist charakteristisch, der Gerbstoff fein, aber auch würzig, zuweilen auch pfeffrig. Große Blaufränkisch Rotweine können ohne weiteres zehn und 20 Jahre in der Flasche reifen.
Auch am Spitzerberg in Carnuntum wachsen auf mageren Kalkböden in einem heißen, trockenen Klima hochfeine, elegante Blaufränkisch Rotweine, namentlich auf dem Weingut Dorli Muhr. Muhrs Oberer Spitzer etwa ist ein Weltklasse-Rotwein und steht in einer Linie mit Spitzen-Blaufränkischen aus dem Burgenland, etwa Paul Achs’ Altenberg, Judith Becks „Judith“, Umathums Kirchberg, Prielers Goldberg und Mariental, Triebaumers Mariental, Rosi Schusters Sankt Margarethen Crus Hinkenthal und Lamer oder auch den tiefgründigen Rotweinen von Moric. Spannend in ihrer nervigen Frische und pikanten Art sind auch die auf bunten Schiefern wachsenden Blaufränkisch Rotweine vom Eisenberg, etwa die von Wachter-Wiesler, Tom Wachter, oder, mehr vom lehmigen Boden am Fuß des Bergs, auch von Krutzler.
Pinot Noir von großer Klasse sind in Österreich sehr rar, weil auch die Sorte nur da steht, wo gute Resultate erzielt werden können, etwa in Gols bei Paul Achs, bei Reinisch in der Thermenregion, bei Bründlmayer und Schloss Gobelsburg im Kamptal oder bei Tement in der Südsteiermark.
Weißweine von Weltklasse: Grüner Veltliner, Riesling und Sauvignon Blanc
Die bekannteste und wichtigste Weißweinsorte Österreichs ist der Grüne Veltliner, eigentlich ein leichter, feinwürziger und frischer, unkomplizierter Wein, der zu höheren Aufgaben nicht berufen schien. Ein Drittel der Rebfläche Österreichs ist damit bestockt. In der Wachau und in Langenlois im Kamptal aber wachsen auf mit Löss bedeckten Urgesteinslagen immer wieder auch beachtlich körperreiche und komplexe Veltliner, die in Blindproben schon weitaus teurere Burgunder Weißweine hinter sich gelassen haben. Heute ist die Sorte aus Österreich nicht mehr wegzudenken, sorgen Grüne Veltliner doch immer wieder für Höchstbewertungen der nationalen, aber auch international Weinkritik.Zumeist steht der wuchtige und daher mehr Wasser benötigende Veltliner auf tieferen Lagen der dem Riesling vorbehaltenen Hänge, also am Hangfuß, wo das Ursprungsgestein verwitterter und die Humusschicht mächtiger ist als auf den Felsen. Wer den Veltliner beherrscht und bei aller leicht zu erreichenden Fülle auch noch Substanz und Frische ausarbeiten kann, der kennst sich auch mit Riesling aus. Der empfiehlt sich mit viel Präzision, hoher natürlicher Säure, und Terroir-geprägter Salzigkeit so gut wie immer fürs längere Flaschenlager. Von Spitz in der Wachau bis über Krems, Langenlois und Fels am Wagram nach Wien und ins Weinviertel hinein wachsen im Wechselspiel zwischen kalter Luft aus dem Waldviertel und dem warmen pannonische Klima zahlreiche der großen trockenen Weißweine Österreichs. Zu den besten Erzeugern gehören Erzeuger wie die junge Grabenwerkstatt, Veyder-Malberg, Muthentaler, Högl, Domäne Wachau, Hirtzberger, Jamek, Prager, F. X. Pichler, Knoll, Alzinger, Pichler-Krutzler, Salomon Undhof, Proidl, Stift Göttweig, Nikolaihof, Neumeyer, Markus Huber, Schloss Gobelsburg, Bründlmayer, Loimer, Ott, Fritsch, Fritz Salomon oder auch Wieninger. Doch auch die warme Thermenregion (Reinisch, Alphart, Stadelmann) und das Burgenland (Velich, Judith Beck, Paul Achs, Moric, Triebaumer, Schuster) sowie natürlich die kühle, feuchte, immer grüne Steiermark (Tement, Wohlmuth, Lackner-Tinnacher, Neumeister) erzeugen Weißweine der absoluten Spitzenklasse, auch wenn sie nicht Veltliner oder Riesling heißen, sondern häufiger Chardonnay, Morillon oder Weißburgunder.
Auch wer zum Anstoßen lieber feinste Schaumweine trinkt, wird in Österreich fündig. Mittlerweile gibt es nicht nur vereinzelt hervorragende Sekte, sondern in großer Zahl. Ebner-Ebenauer im Weinviertel ist herausragend, ebenso Tement in der Südsteiermark, Bründlmayer, Loimer und Schloss Gobelsburg im Kamptal. Mitunter liegen sie über viele Jahre auf der Hefe und können sich ohne weiteres mit feinsten Champagnern messen, egal ob Riesling, Chardonnay, Weißburgunder oder Pinot Noir.
Der Ruhm von Österreichs Süßweinen vom Neusiedler See ist Jahrhunderte alt, insbesondere der vom Ruster Ausbruch oder aus dem so genannten Seewinkel auf der anderen Seite des flachen Salzwassersees. Kaiser und Könige haben diese reichhaltigen, enorm konzentrierten und wegen ihrer Säure ungeheuer präzisen und haltbaren Weine bereits gesammelt und genossen. Und auch heute stehen die Botrytisweine von Weingütern wie Kracher, Angerhof Tschida (beide in Illmitz), Velich, Heidi Schröck, Ernst Triebaumer oder Feiler-Artinger auf zahlreichen Weinkarten bester Restaurants in aller Welt, gleich neben den wesensverwandten Tokajern oder den Sauternes aus Bordeaux und werden bis nach Malaysia und Australien hoch geschätzt. Denn jeder große Süßwein vom Neusiedler See ist immer auch ein großer Süßwein für die Welt.
Wer jetzt nicht weiß, wo anfangen: Einfach dort wo Sie als Nächstes hinkommen. Das kann die Skihütte sein, aber auch eine der zahlreichen Weinbars etwa in der Hauptstadt Wien. Dort findet man auch zahlreiche Natural Wines, denn auch in dieser Kategorie, der auf der Maische vergorenen und nicht geschwefelten oder gefilterten Bioweine ist Österreich ein World Player. Ansonsten gilt: Erst Rot- oder Naturwein, dann Sekt, zum Schluss Weiß- und zuletzt Süßwein.
Illustration Image : Ried Achleiten Wachau Niederrösterreich © Österreich Wein