Hier finden Sie die offizielle Bewertung des Rosewood Schloss Fuschl durch unser Inspektoren-Team. Im Folgenden schildert eine Autorin ihre persönliche Erfahrung in diesem einzigartigen 3-Key Hotel in Hof bei Salzburg.
Nach ein paar schmalen Kurven durch ein Waldstück öffnet sich der Blick, als wäre eine Postkarte vor das Autofenster gerutscht: der eierschalengelbe vierstöckige Turm aus dem 15. Jahrhundert thront auf der Spitze des kleinen Plateaus auf einer Halbinsel, die in den surreal türkisfarbenen Fuschlsee hineinragt. Doch es bleibt vor dem herzlichen Empfang am Check-In kaum Zeit zu staunen.
Nach der Neueröffnung des Schloss Fuschl Anfang Juni 2024 gibt es nun zweierlei Gäste: diejenigen, die es wie ich schon vorher kannten – und diejenigen, die zum ersten Mal an dieses schöne Fleckchen Erde reisen.
1958 hat das denkmalgeschützte Jagdschloss in Hof bei Salzburg im Salzkammergut seine Geschichte als Luxushotel begonnen. Internationale Stars, Schauspieler und Politiker von Audrey Hepburn über die Königin von Thailand bis Richard Nixon gingen hier früher ein und aus. Selbstredend ist es auch ein eng mit den Salzburger Festspielen verknüpfter Ort, und Mitte der 50er Jahre war es der Drehort für die ikonische Trilogie rund um die Kaiserin Sisi mit Romy Schneider.
An diesem 1461 gebauten historischen Ort legendärer Jagden und königlicher Zusammenkünfte ist nun ein luxuriöses Hotelkleinod mit 98 Zimmern, davon 42 Suiten und sechs Chalets, mit großer Erwartung wiedereröffnet worden. Die Neugier war groß, auch meine, denn ich verbinde viele Erinnerungen an einzigartige Momente mit diesem Hotelklassiker.
Ich verlasse mein Shuttle, trete in die Lobby ein. Der österreichische Charme und die Patina sind erhalten. Der Weg zu den Zimmern führt durch die Ostseite des Hotelkomplexes entlang bis zum historischen Turmbau. Die alten dunklen Holztüren sind augenscheinlich die gleichen geblieben, die goldenen Zahlen weisen den Weg, die Treppenhäuser sind aus Marmor. Vorbei geht es an auffällig vielen Kunstwerken. Rund 100 beinhaltet die Auswahl für das Hotel von Kuratorin Dr. Ulsess aus der privaten Kunstsammlung der Besitzerfamilie Schörghuber.
Das Gefühl beim Öffnen der Zimmertür hätte Kaiserin Sisi gemocht. Klassische Eleganz mit schlichtem, aber gemütlich anmutendem Design bieten der Aussicht auf den See durch die bodentiefen Fenster genug Raum. Das Bett ist ein Traum mit seinen vielen Lagen, weichen hochwertigen Bezügen und Kissen. Es lockt ein klassischer Apfelstreuselkuchen auf dem Kaffeetischchen vor dem samtenen Sofa. Das von der österreichischen Künstlerin Marie Hartig handbemalte Mini-Bar-Schränkchen lässt vermutlich fast jede andere Zimmer-Bar vor Neid erblassen – in Ästhetik und in der Auswahl zwischen lokalen Pre-Mixed Cocktails der Destillerie Farthofer, Thalheimer Limonaden, Bad Ischler Pastillen, Bollinger Champagner und dem angesagten Claze Azul Tequila.
Draußen hat es 27 Grad und nicht nur die Neugier, auch der Hunger treiben mich direkt wieder aus meinem Zimmer-Refugium, vorbei an der Seite des Schlosses über die „Diana Terrasse“, die der rustikalen Vinothek mit Jausenbrettern, Trüffelleberkäs und weiteren Leckereien angeschlossen ist. Der naturbelassene gekieste Pfad gibt nach und nach zwischen den Bäumen den Blick über die neuen Sonnenschirme und Liegen hinweg auf dieses faszinierende Gewässer frei.
Wer die Farbe des Fuschlsees im Sommer nie gesehen hat, kann sich die vielen Schattierungen von Blau und Grün zwischen Himmel und Bergsee wahrscheinlich nicht vorstellen. Aber wer einmal hier war, vergisst es nie wieder. Unten am See steht man morgens allein auf dem Steg und hinterlässt nach einem kühlen Bad und den Schwimmzügen in der Stille der erwachenden Natur seine nassen Fußspuren auf den hölzernen Planken.
An derselben Stelle landet am Nachmittag eine Libelle neben mir auf dem Handtuch meiner sonnenbeschienenen Liege, es ziehen in der hochstehenden Sonne Enten mit ihren Küken vorbei. Hier am See hat das Rosewood Hotel eine neue Outdoor-Küche gebaut – die Speisekarte ist ein eigenständiges Konzept von insgesamt sechs gastronomischen Outlets. Der Panzanella aus bunten Tomaten und die Ceviche von der Makrele sind herrlich frisch, in mundgerechten Buns kommt ein fein angemachter Cocktail aus steirischen Garnelen auf den Tisch und natürlich gibt es auch Fisch aus dem Fuschlsee. Der ortsansässige Fischermeister Gerhard Langmeier betreibt gleich in Sichtweite seit 1987 die Schloss Fuschl Fischerei.
In diesem luxuriösen aber leger gehaltenen „Beach Club“ würde ich am liebsten meine zwei Tage zwischen Liegestuhl, Steg und Barsnacks verbringen, aber es gibt natürlich noch mehr zu entdecken.
Die Seeterrasse ist exponiert auf der vorderen Seite des Schlosses mit Blick über den Fuschlsee gen Süden. Die integrierte Theke im hellen Wintergarten und der moderne Brasserie-Stil sind einladend und machen die Terrasse zu einer Allwetter-Option – aber auch draußen lässt sich die frische, bunte Seeterrassen-Küche verspeisen. Tomate mit einem Mousse aus lokalem Schafskäse und das Risotto mit einem Stück Ikejime Loup de Mer aus dem adriatischen Meer passen wirklich toll zu einem Glas Weißwein aus der Südsteiermark. Rund 1400 Positionen bietet die Weinkarte des Schlosses.
Der Spa ist der Bereich, in dem sich auf jetzt 1500 Quadratmetern vielleicht am meisten verändert hat. Im neuen Infinity-Pool schwimme ich draußen nah am Wald oberhalb des Sees und ein geräumiger Wintergarten und der neue Außenbereich lassen Entspannung vor und nach den Wellnessbehandlungen oder den Saunagängen zu. Der hauseigene Friseursalon liegt gleich neben dem recht großen Fitnessraum, in dem man morgens bei geöffnetem Fenster auf dem Laufband die frische Brise vom See genießen kann.
In einem geschichtsträchtigen Anwesen ist es nicht einfach, den Spagat zwischen Historie und Luxus nach modernen Ansprüchen zu schaffen. Eine schöne Hommage, die gerade Sisi-Fans aber auch internationalen Gästen gefallen wird, ist der „Sisi Teesalon“. Hier wird Kaffee- bzw. Tee-Kultur zelebriert, es gibt kleine Törtchen vom Wagen, Schokolade und natürlich Tee-Häppchen nach Tradition – oder gleich ein Glas Champagner dazu. Wer hier gemütlich den Nachmittag verbracht hat, mag vielleicht auch noch weiter ziehen in das Sisi-Museum in der Mitte des Schloss-Hofs.
Auch das Schlossrestaurant ist sensibel renoviert. Die Kunst spielt eine bedeutende Rolle. Die großen Panoramafenster ertränken den Blick im Grün und Blau des Sees und unterstreichen die Einzigartigkeit dieses Ortes. Die Speisekarte im Schlossrestaurant ist die traditionellste im Hotel, es gibt die österreichischen Klassiker, natürlich mit lokalen Zutaten. Beef Tatar, saure Rahmsuppe mit glasiertem Fuschlsee-Saibling, traditionell gebackenes Kalbshirn oder eine knuspriges Spanferkelhaxerl für zwei Personen, am Tisch tranchiert? Ich entscheide mich für den vielleicht wichtigsten Klassiker: das Wiener Schnitzel mit Petersilienkartoffeln und Preiselbeeren. Wäre ich zu zweit am Tisch gesessen, hätte ich mich sicherlich noch für die Salzburger Nockerl oder den Kaiserschmarrn begeistern lassen.
In meiner letzten Nacht höre ich den Sommerregen auf dem See durchs offene Fenster und morgens die ersten Vögel in den Bäumen zwitschern.
Ich schaue aus der Marmordusche mit Glaswand nochmal über die opulente Kissenschlacht im Bett aufs Wasser und lasse beim Gehen die schwere Holztür hinter mir zufallen.
Als ich Schloss Fuschl verlasse, habe ich schon Sehnsucht nach diesem türkisfarbenen Paradies.
Illustration Image: Rosewood Schloss Fuschl © Jonathan Maloney