In diesen Tagen tragen nur wenige Branchen die Last mehr als das Gastgewerbe. Restaurants, Bars, Kneipen und Cafés sind das Herzstück unserer Gemeinschaft und ihre Türen schließen zu müssen, hat vielen tausenden engagierten, leidenschaftlichen und loyalen Menschen einen schockierenden Schlag versetzt. Es trifft einen zutiefst, mit anzusehen, wie diese Pandemie all die Unternehmen nach jahrelanger harter Arbeit und verdientem Erfolg nun in die Knie zwingt.
Wir brauchen Restaurants. Es ist der Ort, an dem wir Freunde und Familie treffen; es ist der Ort, an dem wir Geburtstage, Jahrestage, neue Jobs, neue Pläne feiern; es ist der Ort, an dem wir Geschäfte machen, an dem wir uns verlieben... Restaurants spielen in unserem Leben eine ganz besondere Rolle.
Gibt es einen besseren Weg, ein unbekanntes Land zu verstehen, als in seinen Restaurants zu essen? Und sicherlich besteht der größte Teil vieler Urlaube darin, neue Küchen zu entdecken und neue Geschmacksrichtungen auszuprobieren. Das Essen ist unsere gemeinsame Sprache, unsere Gemeinsamkeit - und das Essen im Restaurant verbindet und eint uns.
Restaurants erlauben uns, Neues zu entdecken. Für mich gibt es keinen größeren Nervenkitzel, als zum ersten Mal ein neues Restaurant zu betreten und die Speisekarte gereicht zu bekommen. Wir alle lieben das Drama und die Aufführung; es ist ein wenig wie Theater - aber mit weniger Klatschen und besseren Getränken.
Es ist das Gefühl, Teil von etwas zu sein, das sehr anziehend ist. Ich habe viel Zeit in Japan verbracht und liebe die dortige Küche. Eine der seltsamsten Erfahrungen war es, in ein Restaurant zu gehen, in dem sich jeder Tisch in einem eigenen privaten Raum befand, so dass man seine Tischnachbarn nie zu Gesicht bekam. Dies stand für mich im völligen Widerspruch zum eigentlichen Grundgedanken eines Restaurants - der gemeinsamen Erfahrung, dem Gefühl der Gemeinschaft, der Verbundenheit.
Ich bin in meiner Zeit mit dem Guide MICHELIN in zahlreichen Ländern auf der Welt gewesen. Als Inspektoren ist unser einziges Anliegen natürlich das Essen selbst - das Restaurant mag das schönste, der Speisesaal der bestgeführte der Welt sein, aber wenn die Küche nicht gut ist, werden wir es unseren Lesern nicht empfehlen. Wir bemühen uns aber dennoch, so viele verschiedene Restaurantstile wie möglich zu finden, und genau das macht die Arbeit so reizvoll.
Mein Job macht mich zu einem offenherzigen Restaurantbesucher, aber eines Tages, wenn ich meine Testesser-Schuhe an den Nagel hänge, möchte ich sesshaft werden und ein treuer Gast in einem örtlichen Restaurant sein. Ein Restaurant, das immer Platz für mich findet, das weiß, wie ich meinen “Old Fashioned” mag, das immer Eis, aber keine Zitrone in mein Wasser gibt und mir verzeiht, wenn ich um einen „heißen“ Espresso bitte.
Nun besteht mein Tag - wie der eines jeden anderen auch -, darin, zu Hause zu bleiben, neun Snacks am Tag zu essen und mich nach der Restaurantwelt da draußen zu sehnen.
Im Moment wird viel darüber geredet, wie diese Krise die Restaurantlandschaft für immer verändern wird, dass wir nicht zu dem zurückkehren können, was wir vorher hatten. Wir werden sehen.
Es gibt jedoch eine Gewissheit. Das Einzige, was wir alle tun werden, sobald dieser grausame Alptraum vorbei ist: Wir werden alle auswärts essen gehen!
Illustrationen © GUIDE MICHELIN