Travel 4 Minuten 15 März 2023

Lyon - Frankreichs neue Hauptstadt der Gastronomie

Eine Stadt, in der es kulinarisch viel zu entdecken gibt.

Die Gastronomie ist ein fester Bestandteil der französischen Kultur. Frankreich war das erste Land, dessen Küche in die UNESCO-Liste des Kulturerbes aufgenommen wurde. 2022 wurde sogar das französische Baguette zum Kulturerbe erklärt.

Lyon liegt am Zusammenfluss der Rhône und der Saône in der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Lage kommt den Köchen zugute, da die Region für zahlreiche Spezialitäten bekannt ist: Geflügel aus der Bresse, Kuhmilchkäse aus der Dauphiné, Flusskrebse aus Bugey und natürlich Weine aus dem Beaujolais und dem Rhônetal. Einheimische scherzen darüber, dass der dritte Fluss der Region der nie versiegende Beaujolais sei. Erfahren Sie mehr über die Ursprünge der Lyoner Küche und Kultur und darüber, warum die Stadt für ein ideales Reiseziel für Gourmets ist.

Saône-Ufer © Tristan Deschamps/Lyon Tourisme et Congrès
Saône-Ufer © Tristan Deschamps/Lyon Tourisme et Congrès

Die vielfältige gastronomische Kultur geht auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, als die Mères Lyonnaises Restaurants mit einfacher Küche eröffneten. Sie verwendeten preiswerte Zutaten der Region und auch sogenannte tierische Nebenprodukte. Aus dieser Tradition hat sich über mehrere Jahrhunderte hinweg und trotz der Entbehrungen in Kriegszeiten eine feine Küche mit köstlichen Gerichten entwickelt. Besonders bemerkenswert ist, dass die Mères Lyonnaises trotz ihrer bescheidenen Anfänge heute als MICHELIN Sternerestaurants Gourmet-Küche auf höchstem Niveau servieren.

Die erste Erwähnung der Mères Lyonnaises ist Mère Guy, die 1759 ihr Freiluftrestaurant am Rhône-Fluss eröffnete und Matelote d'Anguilles (in Rotwein geschmorten Aal) servierte. 1902 eröffnete Mère Blanc (Élisa Blanc) in Vonnas (65 km außerhalb von Lyon) das Restaurant La Mere Blanc, das als eines der ersten Restaurants überhaupt mit zwei MICHELIN Sternen ausgezeichnet wurde. Zu den berühmtesten Mères Lyonnaises gehört Eugene Brazier, die als erste Köchin zwei mit drei MICHELIN Sternen ausgezeichnete Restaurants führte. Ihr erstes Restaurant eröffnete sie im Alter von 26 Jahren und ihr zweites elf Jahre später in Col de la Luère, 35 km westlich von Lyon. Beide hießen Mère Brazier und wurden 1933 mit drei MICHELIN Sternen ausgezeichnet.

Paul Bocuse © Sébastien VERONESE/Paul Bocuse
Paul Bocuse © Sébastien VERONESE/Paul Bocuse

In ihrem Restaurant in Col de la Luère nahm die Sterneköchin Brazier einen ganz besonderen Lehrling auf – den 20-jährigen Paul Bocuse. Bocuse entwickelte sich zu einem genialen Koch, der in dem nach ihm benannten, mit zwei MICHELIN Sternen ausgezeichneten Restaurant die Ära der Nouvelle Cuisine – einer leichteren und saisonalen Küche – einleitete. Bocuses Einfluss ist auch heute noch spürbar, denn seine moderne Neuinterpretation der oft deftigen klassischen französischen Küche führte Frankreich in der Nachkriegszeit in eine neue Ära der Gastronomie.

Auch die Mères Lyonnaises haben ihre Stadt nachhaltig geprägt. Sie waren die Vorläufer der Bouchons, für die Lyon heute bekannt ist. Es handelt sich um gemütliche Familienbetriebe, die mit preisgünstiger und deftiger Küche schnell an Popularität gewannen. An den mit rot-weiß karierten Tischdecken gedeckten Holztischen herrscht eine lebhafte Atmosphäre. In den Bouchons wird eine rustikale und reichhaltige Küche serviert: Typische Gerichte sind z. B. Pot-au-feu oder Quenelle de Brochet (Hechtklößchen). Dazu wird eine Karaffe Beaujolais gereicht.

Le Musée © Brigitte Cavanagh/pour Michelin
Le Musée © Brigitte Cavanagh/pour Michelin

Essen und Trinken in Lyon

In Lyon gibt es 92 Restaurants des Guide MICHELIN von der Kategorie „Bib Gourmand“ bis zu zwei Sterne-Restaurants. Wer in einem traditionellen Bouchon speisen möchte (in der Regel deftige Küche mit reichlich Fleisch), kann eine der folgenden Adressen probieren:
Le Bouchon Sully: Dieses kleine Bistro serviert Gerichte wie Hühnerleberkuchen, Kalbsleber en persillade (mit Petersilie und Knoblauch) und Kalbskopf mit Sauce ravigote.
Le Museé: In diesem gemütlichen Bouchon mit karierten Tischdecken, engstehenden Tischen und einer lebhaften Atmosphäre werden Klassiker der traditionellen Küche wie Lyoner Schwein, Foie de veau persillé (Kalbsleber) und Haxen zubereitet.
Le Poêlon d'or: Es ist schwer zu sagen, ob der Chefkoch tatsächlich einen goldenen Kochtopf benutzt, wie der Name des Restaurants andeutet, aber er hat definitiv ein Geheimrezept. Alle Gerichte sind köstlich und hervorragend kombiniert, vom Hühnerleberkuchen mit Tomatensoße bis zum Hechtklößchen-Gratin mit Béchamelsauce.

Folgende Adressen servieren leichtere bzw. vegetarische Optionen:
M Restaurant: Der talentierte Küchenchef Mathieu Viannay, der früher im Léon de Lyon tätig war, zaubert ein attraktives Menü aus marktfrischen Produkten auf den Tisch, wobei er perfekte Technik und fachliches Know-how miteinander kombiniert, um seine Gäste mit feinen Geschmacksnoten zu verwöhnen.
Sinabro: Bibimbap und andere authentische koreanische Gerichte sind das Markenzeichen dieses köstlichen Lokals. Das Essen ist gesund und lecker, sogar die Desserts, z. B. ein klebriger Reiskuchen mit roter Bohnenpaste.
Prairial: Der Name bedeutet so viel wie „Prärie“ oder „Wiese“ und ist bezeichnend für das kulinarische Konzept dieses Restaurants. Küchenchef Gaëtan Gentil setzt auf pflanzliche Zutaten – Obst, Kräuter, Gemüse – und verwendet ausschließlich Fleisch von lokalen Bauernhöfen und Fisch aus den Seen und Flüssen der Region.

Renaissance-Innenhof in Vieux Lyon © Tristan Deschamps/Lyon Tourisme et Congrès
Renaissance-Innenhof in Vieux Lyon © Tristan Deschamps/Lyon Tourisme et Congrès

Lyon hat jedoch nicht nur Gastronomie zu bieten, sondern ist mit über 30 Fakultäten und 140.000 Studenten auch eine pulsierende Universitätsstadt. Gleichzeitig ist die Stadt klein genug, um sie zu Fuß oder mit der U-Bahn zu erkunden, oder man entscheidet sich für eines der vielen Leihfahrräder oder -roller. Das historische Zentrum (Vieux Lyon) bezaubert durch seine engen, verwinkelten Gassen. Die Stadt beeindruckt durch architektonische Vielfalt: Neben römischen Ruinen begegnet man Wohnhäusern aus der Renaissance und avantgardistischen Bürogebäuden in Giftgrün und Neonorange.

Museen
Lyon besitzt so viele Museen wie Städte, die dreimal so groß sind, u. a. die Cité Internationale de la Gastronomie de Lyon. Das Museum ist in dem prachtvoll renovierten Hôtel-Dieu untergebracht, das von dem Architekten des Pariser Pantheons Jacques-Germain Soufflot als katholisches Krankenhaus entworfen wurde. Die Dauerausstellung Bonnes tables, belles tables wurde vom Sternekoch Régis Marcon des Drei-Sterne-Restaurants Régis et Jacques Marcon in Saint-Bonnet-le-Froid 100 km südwestlich von Lyon zusammengestellt. Gezeigt werden edle Tafelservices aus Privathaushalten und Restaurants französischer Marken wie Christofle. Anhand von historischen Herden und Kochgeschirr und sogar alten MICHELIN Führern wird der Besucher durch die gastronomische Geschichte Lyons geführt. Außerdem gibt es einen Bereich für Kinderköche mit hellen und interaktiven Spielküchen und Lebensmittelläden. In der obersten Etage befindet sich eine Küche für Vorführungen und Verkostungen von Speisen aus aller Welt.

Das exzellente Musée d'art contemporain de Lyon in einem von Renzo Piano entworfenen Gebäude zeigt globale, teilweise experimentelle Kunst verschiedenster Medien seit den 1960er Jahren und gehört zu den Veranstaltern der Biennale de Lyon, des größten Festivals für Moderne Kunst Frankreichs.

Lyon genießt eine besondere Lage am Zusammenfluss der Saône und der Rhône. Das naturwissenschaftliche und anthropologische Museum Musée des Confluences befasst sich mit der Geschichte der Erde und ihrer Lebewesen, von Dinosauriern über sibirische Tiger bis zum Menschen.

Cité Internationale de la Gastronomie de Lyon © Thierry FOURNIER/Cité Internationale de la Gastronomie de Lyon-Métropole de Lyon
Cité Internationale de la Gastronomie de Lyon © Thierry FOURNIER/Cité Internationale de la Gastronomie de Lyon-Métropole de Lyon

Shopping

In dem lichtdurchfluteten und mit Pflanzen gestalteten Concept Store Hyppairs werden Damen- und Herrenbekleidung sowie Accessoires angeboten. Neben Mützen und Rucksäcken, Kleidern und T-Shirts mit grafischen Motiven findet man auch lokale Produkte wie Zeichnungen von Lyon, Schmuck, Kerzen und Schreibwaren. Das hübsche Café im hinteren Teil des Ladens lädt zu einer kleinen Pause ein.

Im Maison Mathûvû gibt es schöne Keramik, Schmuck, Notizbücher und Karten sowie Damenjacken und Pullover. Nebenan befindet sich das Geschäft für Herrenkleidung Heureux comme un Prince, das vom Einstecktuch bis zum Rasierpinsel alles für den modernen Herrn anbietet.

Wer eine kulinarische Spezialität der Stadt einkaufen möchte, ist in der überdachten Markthalle Les Halles de Lyon Paul Bocuse an der richtigen Adresse. In der alten Markthalle erwarten Sie etwa 60 Metzger, Bäcker, Chocolatiers, Käsereien und Delikatessengeschäfte sowie Wein-, Spirituosen- und Gewürzhändler und einige Bars und Restaurants, in denen man am Wochenende Lyoner Familien bei Meeresfrüchten und Weißwein beobachten kann.

Hyppairs © Hyppairs
Hyppairs © Hyppairs

Aussichtspunkte

Auf dem Hügel Fourvière erhebt sich die Basilique Notre Dame de Fourvière aus dem späten 19. Jh., ein eindrucksvoller romanisch-byzantinischer Bau mit einer prächtigen Fassade. Von dort genießt man eine herrliche Aussicht über die ganze Stadt. Der angrenzende Parc des Hauteurs lädt zu einem Spaziergang zu den Ruinen des römischen Theaters von Lyon (15 v. Chr.) ein, das noch heute für Konzerte und Aufführungen genutzt wird.

Lyon von der Basilique Notre Dame auf dem Hügel Fourvière © Gaël FONTAINE/Lyon Tourisme et Congrès
Lyon von der Basilique Notre Dame auf dem Hügel Fourvière © Gaël FONTAINE/Lyon Tourisme et Congrès

Unterkünfte

Okko Hotels Lyon Pont Lafayette
Die Umgebung mag zwar historisch und die Architektur von Haussmann sein, aber die Inneneinrichtung des Okko-Hotels ist resolut modern. Modernistisch-klassisches Mobiliar und satte, edelsteinfarbene Töne sorgen für ein pulsierendes Ambiente. Das am Rhône-Ufer gelegene Hotel serviert seinen Gästen ein kostenloses Frühstück sowie einen täglichen Aperitif. Die leichte Kost kann problemlos als Abendessen dienen: Es gibt Baguette und Käse, grüner Salat mit Vinaigrette, Essiggurken, Wurst und Schinken sowie andere Kleinigkeiten.

Hôtel Le Royal
Das Hôtel Le Royal ist ein klassisches Grandhotel, das an Eleganz kaum zu übertreffen ist. Das prachtvoll beleuchtete Gebäude im Haussmann-Stil erhebt sich mit seiner Renaissance-Kuppel am Place Bellecoeur im Zentrum Lyons. Das Hotel wurde komplett renoviert und das Ergebnis beeindruckt mit klassisch gemusterten Stoffen und vielen Rot- und Blautönen, die für eine noble Atmosphäre sorgen. Die Einrichtung und das Mobiliar erinnern an verschiedene historische Epochen und reichen von Nachbildungen historischer Möbelstücke bis zu edlen zeitgenössischen Stücken.

Okko Hotels Lyon Pont Lafayette © Okko Hotels Lyon Pont Lafayette
Okko Hotels Lyon Pont Lafayette © Okko Hotels Lyon Pont Lafayette

Illustration Image: Place St-Jean, Basilique Notre Dame auf dem Hügel Fourvière im Hintergrund, Lyon, Frankreich © Pierre Jacques/hemis.fr

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