Travel 6 Minuten 19 Juli 2024

Urbani Tartufi: „Die Poesie der Erde stirbt nie“

170 Jahre aromatischer Geschmack, Exzellenz und Liebe zur Natur. „Urbani Tartufi“ produziert nicht nur hochwertige Trüffel, sondern hat auch Initiativen zur Aufwertung der Geschichte, der lokalen Gemeinschaft und der Region Umbrien ins Leben gerufen. Und für die Zukunft setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit.

Es gibt Schätze, die unter der Erde und im Herzen der Menschen verborgen sind. Um sie zu finden, muss man „graben“ können und sich mit einem neuen Blick und vorurteilsfrei umsehen. So wie das historische Unternehmen „Urbani Tartufi“, das seit über 170 Jahren ein Spitzenprodukt aus Umbrien – Trüffel – fördert und weltweit bekannt macht. Dabei beschränkt sich das Unternehmen nicht auf das Produkt, sondern vermittelt mithilfe der Trüffel auch seine Liebe zur Natur und zu einer traditionsreichen Region.

Ein besonderes Engagement ist eine der vielen Stärken von Urbani. So hat das Unternehmen beispielsweise 2012 ein Trüffelmuseum eröffnet, um seinen weltweiten Erfolg mit der lokalen Gemeinschaft zu teilen. Zu den weiteren Prioritäten des Unternehmens gehört die Nachhaltigkeit. Mit dem Projekt Truffleland verfolgt es eine innovative Idee, bei der Sträucher mit mykorrhizierten Wurzeln gepflanzt werden, um einen „Trüffelhain“ der Zukunft entstehen zu lassen. Und nicht zuletzt hat Urbani Tartufi in diesem Jahr seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, in dem betont wird, dass der Respekt gegenüber der Erde eine Voraussetzung ist, um die Wertschöpfung auch in Zukunft zu sichern. Am besten erzählen wir die Geschichte des umbrischen Familienunternehmens jedoch von Anfang an.

Die Leidenschaft für Trüffel begann 1852, als Costantino Urbani die Idee hatte, frische Trüffel nach Frankreich zu exportieren. Sein Unternehmen hatte Erfolg und expandierte schnell innerhalb Italiens und bis nach Deutschland und in die Schweiz. Carlo Urbani „Senior“ trat in die Fußstapfen seines Großvaters und Vaters. Er führte das Geschäft mit der unersetzlichen Hilfe seiner Frau Olga „Senior“ weiter und wurde zum Pionier der Trüffelzucht in Italien. Sie gründeten das Unternehmen Urbani Tartufi, in dessen Mittelpunkt die Trüffelsucher als zentrale Akteure der Trüffelbranche standen. Ihre Söhne Paolo und Bruno haben das Unternehmen in ein hochmodernes, mechanisiertes Industrieunternehmen verwandelt. Ersterer wurde mit dem Titel Cavaliere del Lavoro ausgezeichnet, weil er ein Unternehmen aufgebaut hat, das zu einem Aushängeschild Italiens in der Welt geworden ist. Der Jüngere leitet heute den Konzern und steht für die neue Generation.

Zur heutigen Generation der Familie Urbani gehören Olga, Carlo und Giammarco, die den Schwerpunkt auf die Entwicklung von Filialen im Ausland und die Entstehung neuer Initiativen wie dem Trüffelmuseum, der Trüffelakademie, Urbani Travel&Tours und der Einführung in die Pilzzucht mit Urbani Funghi gelegt haben. Die Zukunft ist durch die sechste Generation gesichert, zu der Olgas Kinder Luca und Francesco gehören. Und mit der Geburt von Giammarcos jüngster Tochter Ginevra wird die Familiengeschichte fortgesetzt.


„Ich habe eine enge Beziehung zu Umbrien, die Liebe zu meiner Heimat habe ich von meinen Vorfahren geerbt“, erzählt die Eigentümerin Olga Urbani. Wir haben eine Niederlassung in Amerika, unser Produkt wird mittlerweile in über 75 Länder exportiert, aber ich spüre immer wieder den Ruf meiner Vorfahren und muss in meine Heimat zurückkehren. Die Firma trägt meinen Namen und es ist, als ob sie mir irgendwie ähnlich wäre. Wenn ich über diese riesigen, trüffelreichen Wiesen gehe, empfinde ich eine innere Ruhe. Unser Vater war ein großer Mann, der sein Leben seiner Familie, seiner Arbeit und der Verteidigung und Verbreitung der Trüffel gewidmet hat. Er war ein außergewöhnlicher Mensch, ein erfolgreicher Unternehmer und ein Lehrer des Lebens. Um sein Andenken aufrechtzuerhalten, habe ich ein Buch zu seinem Gedenken ausgearbeitet und meine ganze Energie dafür eingesetzt, um das Trüffelmuseum in Scheggino zu einer Gedenkstätte für alle zu machen. Darüber hinaus haben wir im Sinne seiner Ethik die Stiftung „Paolo und Bruno Urbani“ gegründet, deren Ziel es ist, einige dringende Probleme der Branche zu lösen: fehlende und unangemessene Normen sowie die fehlende oder mangelhafte Durchsetzung von Vorschriften und Gleichheitsgrundsätzen. In Zusammenarbeit mit der Università dei Sapori di Perugia haben wir Stipendien, Klassenzimmer und Studiengänge auf Bachelor-Niveau zu Ehren des Cavaliere del Lavoro geschaffen, der nicht nur seine Familie, sondern auch die Welt der Trüffel nachhaltig geprägt hat.


Die Produktpalette der Trüffelsorten ist ausgesprochen vielfältig: Sie umfasst den gewöhnlichen schwarzen Trüffel (Tuber Mesentericum Vittadini), den schwarzen Moschustrüffel (Tuber Brumale Moschatum De Ferry), den Hakentrüffel (Tuber Uncinatum Chatin), den weißen Trüffel (Tuber Albidum Pico), den schwarzen Sommertrüffel (Tuber Aestivum Vittadini), den schwarzen Wintertrüffel (Tuber Brumale Vittadini), den kostbarsten schwarzen Trüffel (Tuber Melanosporum Vittadini) und den weißen Alba-Trüffel (Tuber Magnatum Pico). Anlässlich des 170. Jubiläums wurde eine spezielle Produktlinie mit besonders reinen Produkten kreiert, zu der eine weiße Trüffelcreme, schwarzes Wintertrüffelöl und eine schwarze Trüffelsauce gehören.

 Urbani - Die Familie
Urbani - Die Familie
Die Suche nach dem Trüffel
Die Suche nach dem Trüffel

Zu den interessanten Initiativen des Hauses Urbani gehört die Eröffnung einer Trüffelakademie. „Trüffel sind sehr feine Produkte, die entsprechend behandelt werden müssen“, betont Olga Urbani. „Wir wollten eine Akademie für Köche schaffen, die sich als Diskussions- und Innovationsforum versteht. Wenn man einen so teuren Rohstoff in den Händen hält, kann man sich keine Fehler erlauben, und wir halten es für unerlässlich, unser Wissen mit den Köchen zu teilen. Wir haben keine Geheimnisse und sind vom hohen Wert der Transparenz überzeugt, sowohl in der Küche als auch im Leben.“


„Wir beliefern einige der weltweit renommiertesten Sterneköche, z. B. Antonino Cannavacciuolo, Massimo Bottura, Thomas Keller und Umberto Bombana. Zu unseren „Botschaftern“ gehört auch Enrico Derflingher, der lange Zeit Chefkoch des britischen Königshauses war. Er hatte ein Risotto mit unserem kostbaren schwarzen Trüffel, Safran-Stigmata, Gorgonzola und Safran kreiert, das so hervorragend war, dass es zu einem der Lieblingsgerichte des Prinzen – und inzwischen Königs – Charles wurde. Noch heute ist das Rezept als „Risotto von Prinz Charles“ bekannt und hat auch international große Beachtung gefunden – ein Zeichen für das weltweite Prestige des „Made in Italy“.

Risotto von Prinz Charles
Risotto von Prinz Charles
Chef Derflingher bei der Zubereitung des Risottos von Prinz Charles
Chef Derflingher bei der Zubereitung des Risottos von Prinz Charles

Im Bereich der Nachhaltigkeit ist das Vorzeigeprojekt von Urbani Tartufi das Truffleland. „Die Idee stammt von meinem Sohn Francesco, der bereits als Kind die geniale Eingebung hatte, Urbani Tartufi von einem Unternehmen, das Trüffel „sammelt“, zu einem Unternehmen zu entwickeln, das sie „produziert“. Zunächst schien die Idee etwas verrückt zu sein, aber mit der Zeit musste ich meine Meinung ändern. Das Pflanzen von Bäumen ist eine Wohltat für den Planeten; das Pflanzen von Bäumen, die das Trüffelwachstum stimulieren können, bietet darüber hinaus auch eine gewisse wirtschaftliche Nachhaltigkeit, da die Bäume denen, die sie pflanzen, ein Einkommen ermöglichen.“

„Truffleland ist das Ergebnis einer Leidenschaft für hochwertige Trüffel, die nach traditionellen Methoden angebaut werden, um eine authentische „Frucht der Erde“ zu garantieren und die organoleptischen Eigenschaften des Produkts zu erhalten“, erklärt Francesco Loreti Urbani. Wir sind ein Team von Experten im Bereich Trüffelanbau und -planung und stellen unseren Kunden unsere Erfahrung im Rahmen verschiedener Dienstleistungen zur Verfügung. Nachdem Truffleland die besten Trüffelfelder der Welt angelegt und Trüffel höchster Qualität geerntet hat, hat sich das Unternehmen auf die Produktion und den Verkauf von mit Pilzsporen besiedelten Trüffelpflanzen, schlüsselfertigen Trüffelfeldern und kultivierten Trüffelfeldern spezialisiert. Hierfür setzen wir ein gut vorbereitetes und professionelles Team von Experten auf dem Gebiet der Trüffelberatung ein, die für Inspektionen in Italien und im Ausland bereitstehen. Die von Truffleland produzierten Pflanzen werden regelmäßig von akkreditierten Stellen landesweit zertifiziert und sehr hohe Prozentsätze an mit Pilzsporen besiedelten Wurzeln garantiert, die oft über 70 % betragen. Die landwirtschaftliche Praxis der Trüffelzucht ist nicht nur für unseren Planeten gut, sondern kann auch wirtschaftlich sehr profitabel sein kann. Mit unserem Projekt fördern wir ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, eine „Win-Win“-Dynamik für die Landwirte und die Erde.“

WEISSER TRÜFFEL
WEISSER TRÜFFEL
SCHWARZER TRÜFFEL
SCHWARZER TRÜFFEL

Die Vorlage des ersten Nachhaltigkeitsberichts von Urbani Tartufi ist ein weiterer Meilenstein in Sachen Nachhaltigkeit. „Die Poesie der Erde stirbt nie. Es ist die Pflicht eines jeden, sie zu schützen“, erklärt Olga Urbani. „Für uns ist das keine Floskel, sondern die Grundlage unseres täglichen und beständigen Engagements. Die jüngste von Pandemien und Kriegen geprägte Zeit hat uns dazu veranlasst, noch mehr über die Werte nachzudenken, die uns leiten: Solidarität, Ehrlichkeit, Engagement, Entschlossenheit und Mut. Diese Werte wurden uns seit 1852 von den Unternehmensgründern vermittelt und sind das geistige Erbe, das uns geholfen hat, die schwierigen und unerwarteten Herausforderungen der letzten Jahre zu meistern. Wir haben unseren Ethikleitfaden – die Grundlage unserer täglichen Arbeit – überarbeitet, um ihn an unsere Zeit und unsere Entwicklungen anzupassen und sicherzustellen, dass er von allen als lebendiges und zeitgemäßes Instrument wahrgenommen wird. Wir bewerten die Auswirkungen unserer Arbeit auf allen Ebenen und in allen Bereichen mithilfe zunehmend innovativer und komplexer Methoden und Indikatoren. Wir haben Richtlinien eingeführt, die auf dem Modell der „Lean Strategy“ basieren. Urbani unterstützt den Slogan „Es gibt keinen Planeten B“ und setzt sich auf Messen, Konferenzen und Veranstaltungen für die Sensibilisierung für dieses Thema ein. Unsere Truffle Academy – ein Ort der Begegnung und der gastronomischen Kultur – wird zu einem Zentrum zur Förderung einer nachhaltigen Ernährung mit geringeren Umweltauswirkungen weiterentwickelt, die auf Abfallvermeidung, Recycling und Wiederverwendung achtet und die Ernährungsrichtlinien unter den Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit, der Zugänglichkeit und der kulturellen Akzeptanz erfüllt. Truffleland, das, wie bereits erwähnt, vom jüngsten Mitglied der Familie, Francesco Loreti Urbani, ins Leben gerufen wurde, pflanzt seit Jahren über 100.000 Trüffelbäume pro Jahr in Italien und Europa, u. a. dank einer wichtigen Partnerschaft in der digitalen Landwirtschaft mit dem multinationalen Unternehmen X-Farm, das sich auf Forschung und Fortbildungen konzentriert und eine Reihe von transformativen Innovationen für unseren Sektor anbietet. Obwohl wir bereits viel getan haben, um unsere Auswirkungen auf das Klima zu reduzieren, legen wir die Messlatte mit unserer ersten Nachhaltigkeitsbilanz heute noch höher. Der Klimawandel ist derzeit das dringendste Problem, da er die gesamte Menschheit betrifft. Deshalb verpflichten wir uns, unsere Emissionen entsprechend zu reduzieren, auch wenn wir davon ausgehen, dass das Unternehmen und seine Aktivitäten in den kommenden Jahren wachsen werden. Darüber hinaus werden wir unsere verbleibenden Emissionen weiterhin durch Projekte der Kohlenstoffspeicherung mit ausgewählten Partnern ausgleichen. Neben der Reduzierung von Emissionen müssen wir auch zur Regeneration der natürlichen Ressourcen beitragen. Deshalb haben wir vor kurzem beschlossen, die Investitionen von Truffleland jährlich zu erhöhen, um den Anbau von mit Trüffelsporen besiedelten Bäumen weiter voranzutreiben, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, die Biodiversität zu fördern und die Qualität unserer Produktion zu verbessern. Gleichzeitig werden als erstes Unternehmen der Trüffelbranche eine strenge und transparente Politik der Rückverfolgbarkeit umsetzen. Diese beginnt mit dem Samen, aus dem sich die Pflanze entwickelt, dann wird die Pflanze in geeignete Böden gesetzt und 3-5 Jahre später entwickelt sich das Wunder der Symbiose zwischen den Wurzeln der Pflanze und dem Trüffel, der aus weißlichen Schimmelpilzen in der unterirdischen Dunkelheit entsteht.“


Außerdem möchte Urbani Tartufi mit seinem ersten Nachhaltigkeitsbericht einen neuen Weg einschlagen und den Wandel zu einem „sozialen Unternehmen“ vollziehen, in dem das Personal Vorrang vor dem Kapital hat und ein freiwilliges und offenes Engagement, eine demokratische Unternehmensführung, Solidarität und gemeinsame Verantwortung gelebt werden kann – eine Lebensart, in der ein Gefühl der Verbundenheit mit einer gemeinsamen Mission entsteht und in der alle für das Gemeinwohl arbeiten. Wir werden uns jeden Tag für diese Ziele einsetzen und dabei dasselbe Engagement an den Tag legen“, sagt Olga Urbani abschließend.


Diese Überlegungen könnten eine „positive grüne Welle“ auslösen und nicht nur in Italien, sondern auch weltweit als Inspiration dienen, da Urbani Tartufi ein international ausgerichtetes Unternehmen ist. Die Zahlen sprechen für sich: 14 Standorte in Italien und im Ausland, 5 Marken und 300 Fachkräfte. Am Hauptsitz in Sant'Anatolia di Narco in der Provinz Perugia verarbeiten und konservieren 150 Mitarbeiter die Trüffel nach einem Verfahren, das seine natürlichen Eigenschaften optimal zur Geltung bringt. Das Endprodukt ist mit dem frisch geernteten identisch und für den Transport in die Gourmet-Restaurants der Welt bereit. In der umbrischen Stadt Terni gibt es eine zweite Produktionsstätte. Außerdem ist das Unternehmen mit Tartufalba Morra in Alba und mit einem Geschäft im Zentrum Mailands in der Nähe der Piazza Cinque Giornate vertreten. Mit der Marke „Urbani Truffles“ expandierte die Gruppe zudem im Ausland mit Standorten in den wichtigsten Städten der Welt, u. a. in New York, Miami, Chicago, Los Angeles, Las Vegas, San Francisco, Manila, London und Bangkok. Später führte die Gruppe ihre Expansion weiter nach Toronto, Dubai, Peking, Shanghai, Hongkong, Singapur, Seoul, Taiwan, Tokio, Rio de Janeiro, Sao Paulo, Mexiko-Stadt und in viele andere Städte.

Die Reise von Umbrien in den Rest der Welt macht deutlich, dass alles möglich ist, wenn man sich für sein Land und seine Wurzeln begeistert.

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