Sie verschmilzt geradezu mit der Umgebung und bildet eine Harmonie, die alle Sinne anspricht. Wir sind in Luče im Norden Sloweniens, wo allein der Name des Dorfes erahnen lässt, dass der Ort eine besondere Energie besitzt. Und genau so ist es: Am Fuße des Berges Raduha, in der Nähe des Flusses Savinja, der durch das Tal des gleichen Namens fließt, ist das Hiša Raduha mehr als nur Restaurant. Es ist vielmehr ein Ort der Gastfreundschaft, gemeinsamer Visionen und des Friedens.
Die Breznik-Familie führt das Lokal seit vier Generationen (die fünfte arbeitet bereits im Restaurant), und seit jeher haben hier Frauen in der Küche das Sagen. Ihre Kenntnisse haben die Geisteshaltung und den Ansatz der Chefköchin geprägt, die sich der Region und ihrer Vortrefflichkeit verschrieben hat. „Viele Küchen auf der Welt beruhen auf oberflächlichen Ansätzen“, so Martina Breznik, „doch wenn man auf tiefgreifende Kochkunst trifft, erkennt man sie sofort. Es geht nicht nur um die Verarbeitung von Produkten, sondern vielmehr darum, wie man sie zubereitet, wie man den Ort erlebt, an dem man sich befindet, und wie man das vermitteln möchte. Es ist ein Akt der Liebe, der von Herzen kommt.“
Und das merkt man an der Energie, den guten Schwingungen, den Objekten, die das Restaurant schmücken (besonders bemerkenswert die hölzernen Phönixe des einheimischen Künstlers Jože Strmčnik) und den eingesetzten Materialien. Im Speisesaal befinden sich sechs Tische und ein Kamin für die kältere Jahreszeit. Weiße Tischdecken und warmes Holz vermitteln das Gefühl von Gastlichkeit. Mit seinem modernen, eleganten und schlichten Stil ist das Hiša Raduha Teil eines Projekts, das vom Urgroßvater der Küchenchefin eingeführt wurde und das sich seit nahezu hundert Jahren fortsetzt.
Neben dem Restaurant beherbergt das Haus bemerkenswerte und gemütliche Gästezimmer, die in der alten Scheune und im Stall eingerichtet wurden und Blick auf die Savinja und den Raduha bieten. Hier steht die Verbindung zur Natur im Mittelpunkt und der Ort ist durch und durch von ihrer Präsenz geprägt. Das Restaurant und der Beherbergungsbetrieb bauen ihre Zukunft unter Achtung der Vergangenheit auf und sind auf einen nachhaltigen und kulturellen Tourismus ausgerichtet, wo das kulinarische Erlebnis Zwiesprache mit der Architektur (eine große Leidenschaft der Küchenchefin neben Kunst und Malerei) und der umliegenden Natur hält.
In der Küche kommen nur Zutaten der Saison zum Einsatz und das Menü wechselt täglich auf der Basis dessen, was der Garten und lokale Lieferanten zu bieten haben. Das gastronomische Erlebnis besitzt somit eine starke Identität und ist geprägt von Speisen, die von den Traditionen Sloweniens und denen der Breznik-Familie inspiriert sind. Häufig sind es einfache Zutaten, die in ausgezeichneter Technik verarbeitet und in einer raffinierten Ästhetik serviert werden, die sich auf das Wesentliche konzentriert, sich aber dennoch elegant zeigt.
Ziel der Chefköchin ist es, die Geschichten und die Lehren ihrer Großmutter, ihrer Urgroßmutter und ihrer Mutter fortzusetzen. Sie sind seit jeher eine Inspirationsquelle für die Arbeit, die sie fast autodidaktisch nach ihren Vorgaben gelernt hat. So werden die lokalen Geschmäcker mit einer Originalität bewahrt, die für Emotionen sorgt. Jedes Gericht erzählt eine Geschichte und ist eine Reise durch die Natur sowie die Familie und vermittelt eine explosive, fast mystische Energie.
Das Menü beginnt mit einer Auswahl erlesener Vorspeisen, unter denen das ikonische Apple Cappuccino hervorsticht, zubereitet mit einer hochwertigen slowenischen Apfelsorte.
Anschließend folgt ein Hauptgericht, das sich im Einklang mit den Jahreszeiten verändert und Kreationen aus Fisch, Kalb, Schwein der renommierten Krškopolje-Rasse oder Wild bietet, bevor ein Dessert das gastronomische Erlebnis stilvoll abrundet.
Buchweizen mit Pilzen ist eines der typischen Gerichte und auch Forelle darf auf der Speisekarte nicht fehlen: Fangfrischer Fisch aus der nahe gelegenen Savinja wird in verschiedenen Rezepten interpretiert. So ist beispielsweise die in Rotkohl marinierte Version mit Apfelgelee, Sellerie, Honig, Zitrone, Olivenöl, Buchweizen und Kornelkirsche einfach ein Gedicht.
Trotz des tiefen Respekts für das kulinarische Erbe der Region fördert Martina Breznik aktiv Innovation, indem sie mit einer neuen Generation von Köchen zusammenarbeitet, die zeitgemäße Techniken in die Küche einführen. Dieser dynamische Austausch ermöglicht die Integration von Methoden, die Tradition und Moderne harmonisch verbinden – von der Fermentation (vom Kohl bis zum Käse) über das Räuchern und Marinieren bis hin zu raffinierten Praktiken aus dem Osten wie Kimchi und Kombucha, die im Restaurant stets in mehreren Variationen präsentiert werden.
Kochen ist für sie eine Art, die Zeit zu verlangsamen und der Natur Ausdruck zu verleihen, vor allem dem Tal, das die wichtigste Inspiration für ihre Zutaten darstellt. Für Martina Breznik ist Essen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein meditatives Erlebnis, das Verbindungen mit dem Ort knüpft und hilft, über die Zeit nachzudenken. Deshalb ist das Hiša Raduha ein Ort, wo das Essen zu einem Ritual wird, bei dem selbst die einfachsten Zutaten Erinnerungen und Emotionen wecken.
Schließlich sei auch die Weinkarte genannt, die kunstvoll von ihrem Sohn Filip illustriert wurde. Sie huldigt der Vielfalt der slowenischen Weinbaugebiete und bildet eine weitere Liebeserklärung an das Land.
Titelbild : Tomo Jeseničnik - Hiša Raduha