Mit ihren verwinkelten Kopfsteinpflasterstraßen, charakteristischen alten Kaufmannshäusern und markanten roten Ziegeldächern aus dem 13. bis 16. Jahrhundert ist die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Altstadt von Tallinn zu jeder Jahreszeit ein wunderschöner Ort, doch in der Weihnachtszeit liegt noch ein zusätzlicher Hauch von Magie in der Luft, der sie zu einem ganz besonderen Fleckchen macht, das es zu entdecken gilt.
Auf dem Rathausplatz beginnen die Festlichkeiten mit dem Aufstellen des legendären Tallinner Weihnachtsbaums - an dieser Stelle wurde 1441 der erste öffentliche Weihnachtsbaum Europas aufgestellt. Aufgrund seiner historischen Bedeutung schreibt die Stadt jedes Jahr im September einen Wettbewerb aus, bei dem eine Tanne oder Fichte mit dichten, symmetrischen Ästen gesucht wird. Der diesjährige Gewinner war eine 14 m hohe Fichte aus der Gemeinde Kiili, die am 1. Dezember bei der offiziellen Eröffnung des Weihnachtsmarktes beleuchtet wurde.
Der Markt von Tallinn gilt als einer der schönsten in Europa, und von diesem zentralen Punkt des Platzes aus erstrecken sich die charakteristischen Holzstände nach außen. Hier werden alle Arten von Kunsthandwerk angeboten, darunter Wollschals und Pullover, Schafsfellpantoffeln und -decken, handgefertigte Lederwaren, Baumschmuck und geschnitzte Holzornamente. Oben glitzert der dunkle Himmel, wenn die Lichterketten von den rieselnden Schneeflocken reflektiert werden - in Tallinn gibt es während der Wintersonnenwende nur sechs Stunden Tageslicht - und die Geschäfte und Restaurants am Rande des Platzes strahlen einladend.
Wenn Sie mit dem Geschenkekauf fertig sind, können Sie sich mit einem Becher würzig-süßen Glögg aufwärmen (traditionell ein gewürzter Glühwein oder Schnaps, der mit einheimischen Beeren und Früchten aromatisiert wird, inzwischen aber auch in verschiedenen alkoholfreien Varianten erhältlich ist), während Sie die kleinen und großen Besucher beobachten, die sich fröhlich auf den Karussells drehen. Als Nächstes sollten Sie sich zu einem der Piparkoogid (Lebkuchen)-Stände begeben, wo Sie bereits fertige Kekse - darunter auch solche nach einem "gesundheitsfördernden" mittelalterlichen Rezept - und verblüffend aromatisierte Teige finden, aber auch einige beeindruckende Lebkuchenkreationen, die an Kunstwerke erinnern.
Wenn Sie selbst aktiv werden möchten, besuchen Sie die Bastelwerkstatt, in der Sie Ihren eigenen Weihnachtsschmuck herstellen oder sich an der Herstellung eines Reflektors versuchen können (ein Muss, wenn Sie durch die dunklen Straßen Estlands gehen). Wenn Sie jedoch lieber Zuschauer sind, dann sollten Sie sich Freitag- und Samstagabend (17 bis 19 Uhr) sowie Sonntagnachmittag (12 bis 14 Uhr) zur Bühne begeben und sich eine Reihe von Aufführungen ansehen, darunter einige klassische Shows in traditioneller Kleidung. Dazu gibt es Würstchen, Kartoffeln, gedünstetes Sauerkraut und natürlich Blutwurst mit Preiselbeersoße, damit Sie richtig in Stimmung kommen.
Wenn das Essen beim Laufen nicht Ihr Ding ist, finden Sie nur einen Katzensprung vom Stadtplatz entfernt eine ganze Reihe von Lokalen, in denen Sie es sich bei einem guten Essen gemütlich machen können. In der Nähe gibt es auch einige tolle Übernachtungsmöglichkeiten, so dass Sie es nicht weit haben, um Ihre mit Geschenken beladenen Taschen loszuwerden.
Um das Gesamtpaket zu genießen, sollten Sie ein Zimmer im vom Guide MICHELIN empfohlenen Telegraaf Hotel buchen, das weniger als 100 m vom Hauptplatz entfernt liegt. Wie der Name schon sagt, befindet es sich im ehemaligen Telegrafenamt von 1878, einem Ort, an dem die Menschen miteinander in Kontakt traten - und dieses Gefühl ist bis heute geblieben. Es ist eines der Boutique-Hotels in Tallinn, und obwohl die Zimmer in ihren Abmessungen etwas von der alten Welt bewahrt haben, wurden sie elegant auf den neuesten Stand gebracht. Außerdem verfügt es über ein schönes Spa - und was gibt es Besseres, als sich nach einem Tag auf dem Markt in der Sauna, im Whirlpool oder im Dampfbad aufzuwärmen?
Danach können Sie sich in Schale werfen und in der Lobbybar einen oder zwei Cocktails trinken. Dann geht es weiter zum Tchaikovsky, dem beeindruckenden glasüberdachten Restaurant des Hotels. Mit einem imposanten Kronleuchter als Mittelpunkt und goldgerahmten Bildern an den Wänden ist dies ein Ort, an dem Sie sich besonders wohl fühlen werden. Die Speisekarte ist von Traditionen geprägt, aber auch moderne Einflüsse sind zu finden, und Aromen und Texturen gehen in den geschmacksintensiven Gerichten eine wunderbare Verbindung ein.
Am anderen Ende des Designspektrums des Telegraaf befindet sich das Schlössle, das auf Deutsch "Schlösschen" bedeutet und eines der klassischsten Luxushotels der Stadt ist. Es ist in einem malerischen Stadthaus aus dem 13. Jahrhundert untergebracht, und seine Gästebereiche strahlen einfach ein historisches Ambiente aus, mit freiliegenden Steinwänden und schweren Holzdecken, die den Räumen einen unnachahmlichen Charakter verleihen. Das Angebot an Zimmern reicht von der Superior- bis zur Präsidentensuite, und für diejenigen, die sich gerne auf die altmodische Art entspannen, gibt es sogar eine Zigarrenlounge.
Wenn es ums Essen geht, gibt es in der Nähe des Hotels einige großartige Möglichkeiten. Im Umkreis von fünf Gehminuten finden Sie das bereits erwähnte Tchaikovsky sowie Rado und Cru; zusammen bieten sie eine große Auswahl an Stilen - perfekt, wenn Sie länger als eine Nacht in der Stadt bleiben.
Das Rado positioniert sich am entgegengesetzten Ende der Skala zu seiner historischen Umgebung, indem es sowohl in seinem Aussehen als auch in seinem kulinarischen Angebot kontrastreich modern ist. Das Erdgeschoss strahlt eine lebhafte Atmosphäre aus, während das Untergeschoss besser für ein intimeres Abendessen zu zweit geeignet ist; wo auch immer Sie sitzen, Sie werden von dem freundlichen Team gut betreut. In den Wintermonaten wechselt die Speisekarte wöchentlich und bietet eine Auswahl an sorgfältig zubereiteten, modernen Gerichten, während die Weinkarte monatlich aktualisiert wird und immer mehr lokale und natürliche Weine enthält.
Nur einen kurzen Spaziergang weiter finden Sie das Cru, das in einer der belebtesten Fußgängerzonen der Altstadt liegt und in einem blau getünchten historischen Gebäude untergebracht ist, in dem sich auch ein Hotel befindet. Das Restaurant befindet sich im Erdgeschoss, besteht aber aus mehreren Räumen, die sich über verschiedene Etagen verteilen und eine gemütliche, einladende Atmosphäre schaffen. Passend zum rustikalen Ambiente des Lokals gibt es eine klassische Speisekarte mit schmackhaften, gut zubereiteten Gerichten, die mit viel Liebe zum Detail präsentiert werden. Sie spiegeln die Region wider, bieten aber auch den ein oder anderen extra Twist.
Wer Lust auf einen weihnachtlichen Roadtrip hat, findet 180 km südöstlich von Tallinn Tartu, Estlands zweitgrößte Stadt, die vor allem für ihre renommierte Universität aus dem 17. Jahrhundert bekannt ist. Auf dem Rathausplatz stehen die sich küssenden Studenten - eine Statue eines jungen Mannes und einer Frau, die sich umarmen -, die zu dieser Jahreszeit von Schlittschuhläufern umringt sind, die im romantischen Lichterglanz über die Freilufteisbahn gleiten.
Glitzernde Glaspavillons säumen das Kopfsteinpflaster und bieten Platz für eine Reihe von Ausstellungen und Aktivitäten: In einem werden Zeichentrickfilme gezeigt, Konzerte und Workshops veranstaltet, ein anderer ist mit Stroh gefüllt, in dem die Kinder spielen können, und wieder andere stehen ganz im Zeichen des Lieder- und Tanzfestivals oder der Ernennung von Tartu zur Kulturhauptstadt Europas 2024.
Ab dem ersten Adventssonntag versammeln sich wöchentlich viele Menschen auf dem Platz, um das Anzünden der Adventskerzen zu erleben. Der Duft von Glühwein und Lebkuchen liegt in der Luft, und es gibt reichlich Gelegenheit, den Weihnachtszauber mit einer Pony- oder Schlittenfahrt durch die umliegenden Straßen zu vertiefen. Traditionsbewusste sollten am 9. Dezember kommen, wenn 800 Tänzerinnen und Tänzer aus dem Kreis Tartu die Stadt beim Winterlichen Tartuer Volkstanztag erobern.
Wenn es an der Zeit ist, sich aufzuwärmen und zu stärken, gehen Sie ins nahe gelegene Hõlm, wo Sie schön präsentierte moderne Gerichte mit ansprechenden Geschmackskombinationen genießen können, oder schlendern Sie ein wenig weiter zum Joyce, wo Sie kreative Gerichte und leckere Cocktails in einer lebhaften Brasserie-Atmosphäre genießen können.
Also planen Sie, buchen Sie Ihre Reise und wir sehen uns dort!
Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes
Tallinn: 1. Dezember 2023 - 7. Januar 2024, 10 - 22 Uhr
Tartu: 3. Dezember 2023 - 7. Januar 2024, 10 - 22 Uhr
Tartu Fotos © Peeter Paaver
Tallinn Video © Sergei Zjuganov
