Feature 2 Minuten 11 Oktober 2021

8 überraschende Fakten über das Michelin Männchen

Hinter dem liebenswerten weißen Michelin Maskottchen Bibendum verbirgt sich mehr als Sie vielleicht wissen.

Das pummelige weiße Maskottchen, das weithin als „Michelin Männchen“ bekannte und seit 1898 geliebte Gesicht der Marke MICHELIN heißt eigentlich Bibendum (oder kurz Bib). In den Michelin Guides ist sogar eine Kategorie für Restaurants mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis nach ihm benannt, ¬ der Bib Gourmand.

Neben der Geschichte, dass ein Stapel Autoreifen auf der Weltausstellung 1894 in Lyon die Inspiration für das Aussehen des Maskottchens lieferte („Sieh mal, mit Armen würde es wie ein Männchen aussehen“, sagte Firmengründer Édouard Michelin damals zu seinem Bruder André), gibt es noch weitere faszinierende Fakten über das Bibendum.


1. In seiner Anfangszeit sah das Bibendum anders aus.
Ursprünglich ähnelte es einer leicht gruseligen mumienhaften Gestalt und wurde auf den Werbeplakaten oft mit den Worten „Nunc est Bibendum“, lateinisch für „Jetzt lasst uns trinken“, abgebildet. Der Kelch war mit Nägeln und Glasscherben gefüllt, was vermitteln sollte, wie fest und widerstandsfähig Michelin Reifen sind und dass sie sich nicht leicht beschädigen lassen.

©MICHELIN
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2. Wie die meisten Menschen hat auch das Bibendum verschiedene Lebensphasen durchlaufen.
In den Anfängen wurde das Bibendum als Gladiator, Kickboxer, auf dem italienischen Markt als eleganter Tänzer und sogar als Frauenheld dargestellt, der sich Bier und Zigarren gönnte – mit Letzteren sollte es die wohlhabende Oberschicht ansprechen, die damals das Geld hatte, um Autos zu kaufen.

In den 1920er Jahren wurde es jedoch ruhiger und legte sich ein kultivierteres, familienfreundlicheres Image zu: Es verzichtete auf Alkohol, hörte mit dem Rauchen auf und begann sogar, Sport zu treiben (in mehreren Anzeigen ist es beim Laufen und Fahrradfahren zu sehen, während es mit einer lässigen Geste Reifen wie Frisbees wirft), gleichzeitig verlor es an Gewicht und bekam ein muskulöseres Aussehen. Auf einem Plakat aus den frühen 1900er Jahren ist zu sehen, wie es einer Familie bei einer Reifenpanne hilft, indem es den größten und schönsten Reifen aus seiner eigenen Mitte spendet, während durch das Loch in seinem Bauch ein strahlend blauer Himmel scheint. Wie großzügig!

©MICHELIN
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3. Reifen wurden bis 1912 nicht schwarz gefärbt, daher ist das Bibendum weiß.
Vor 1912 waren Reifen entweder grau-weiß oder hatten einen leicht transparenten beigen Farbton. Erst später wurde der Gummimischung Kohlenstoff als Konservierungs- und Verstärkungsmittel beigemischt.

4. Es besitzt einen pummeligen weißen Hund.
Das Bibendum bekam einen ähnlich aussehenden Hund namens Bubbles als Begleiter, als das Duo für die amerikanische Fernsehwerbung per Computeranimation zum Leben erweckt wurde. Wie alle ungestümen jungen Hunde lief Bubbles an einem stürmischen Abend aus dem Hause und Bib musste ihn im Wald suchen.

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5. Es ist kein großer Redner.
Seinen ersten und einzigen Auftritt als Redner hatte das Bibendum im Dezember 1898 bei einer Pariser Fahrradausstellung: André Michelin hatte eine große Pappfigur von ihm in Auftrag gegeben, die am Michelin Stand aufgestellt werden sollte, und einen Kabarettisten beauftragt, sich dahinter zu verstecken, um die Zuschauer mit Späßen zu unterhalten. Historischen Aufzeichnungen zufolge wünschte sich André Michelin jemanden mit „perfekter Rhetorik“, „scharfer Schlagfertigkeit“ und „Witz ohne Vulgarität“. Die Vorstellung soll so viele Zuschauer angezogen haben, dass es zu Drängeleien und Schubsereien kam und die Polizei gerufen werden musste, um die Ordnung wiederherzustellen.

Seit Anfang der 2000er Jahre, als zahlreiche Werbespots mit dem Bibendum gedreht wurden, zog die Figur es jedoch vor, zu schweigen. Dies war eine bewusste Entscheidung der Werbeagentur Campbell-Ewald. „Sein Schweigen ist eine künstlerische Entscheidung... es ist der starke, schweigsame Typ“, erklärte der Kreativdirektor der Agentur, John Stewart.

6. Es ist eine echte Medienpersönlichkeit.
Als MICHELIN 1907 ein italienisches Reisemagazin herausgab, erhielt das Bibendum eine eigene Kolumne, in der es regelmäßig seine Gedanken niederschrieb. In einem Artikel berichtete es über einen Ball der Nationen und lobte die Damen verschiedener Kulturen, wobei es eine besondere Vorliebe für Italien hegte: „Oh du erhabene Madonna, Roms Schicksal, nimm meine Huldigung an, du, deren Augen im Glanz der Renaissance erstrahlen.“

©MICHELIN
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In den letzten Jahren hatte das Bibendum in der französischen Comic-Reihe Asterix einen Gastauftritt als Wagenradhändler und spielte die Hauptrolle in dem 16-minütigen französischen Animationsfilm „Logorama“, der 2010 einen Oscar gewann.

7. Es ist so beliebt, dass sogar Möbel nach seinem Vorbild entworfen wurden.
Die Designerin Eileen Gray entwarf um 1900 einen weichen, bequemen Sessel, der als Bibendum-Sessel bekannt wurde und noch heute als eines der markantesten Möbeldesigns des 20. Jahrhunderts gilt.

©DR
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8. Ein Londoner Restaurant zu seinen Ehren.
Das 1986 eröffnete „Bibendum Restaurant and Oyster Bar“ im Londoner Stadtteil Fulham ist ein Gemeinschaftsprojekt der bekannten britischen Gastronomen Sir Terence Conran und Lord Paul Hamlyn. Die beiden Männer erwarben die Räumlichkeiten im Michelin House, einem von Michelin in Auftrag gegebenen Art-déco-Gebäude, das von 1911 bis zum Umzug des Unternehmens im Jahr 1985 als Michelin Hauptsitz in Großbritannien diente.

Die Vorderseite des Gebäudes war ursprünglich eine Reifenmontagehalle für vorbeifahrende Autofahrer, und noch heute werden die Gäste des Restaurants von Mosaikfliesen begrüßt, auf denen das Bibendum einen Kelch mit Muttern, Schrauben und anderen gefährlichen Gegenständen in der Hand hält, sowie von einer dramatischen Kulisse aus Buntglasfenstern, die ihn als Kickboxer und zigarrenrauchenden Radfahrer darstellen. Es überrascht nicht, dass das in „Claude Bosi at Bibendum“ umbenannte Restaurant in der Ausgabe 2021 des MICHELIN Guide UK mit zwei MICHELIN Sternen ausgezeichnet ist.

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