Graetzlhotel Belvedere

In der Welt der Hotels sind wahrhaft neue Einfälle Mangelware. Drei Wiener Architekten haben allerdings einen solchen wahrhaft neuen Einfall gehabt und eine Handvoll leerstehender (und separater) Ladenfronten in Wiens viertem Bezirk in eine Art gespaltenes Hotel verwandelt, das unter dem Namen Graetzlhotel Belvedere firmiert. Die Idee dahinter ist, dass man sich als eine Art urbaner Entdecker betätigt. Eines der erdgeschossigen, ausgedienten Geschäfte dient als Zimmer und für den Rest an Service, den ein Hotel normalerweise bereitstellt, steht einem die sehr zivilisierte Stadt Wien zur Verfügung. Es sind noch zehn weitere in Planung, aber derzeit sind nur fünf der Zimmer in Betrieb: die Schneiderin, der Trafikant, der Galerist, der Künstler und der Schlosser. Alle sind selbstverständlich nach den Geschäften, die sie einst beherbergten, benannt.

Selbstverständlich haben aber auch alle eine gründliche Renovierung hinter sich – man schläft nicht wirklich in einem Verkaufsraum – obwohl überall versucht wurde, so viel wie möglich vom ehemaligen Charakter des Ladens zu erhalten. Die Lage ist zentral, aber nicht zu zentral; der Vierte liegt außerhalb der Ringstrasse, aber die Gegend ist noch immer sehr urban und in fußläufiger Distanz zur Inneren Stadt. Alle Einheiten sind in nah beieinander liegenden Straßen verteilt und verfügen in unmittelbarer Nähe über ein Angebot der notwendigen Annehmlichkeiten: das Café Goldegg fürs Frühstück, Opocensky und Chimbiss fürs Mittagessen, das Aromat für abends und Motto und Pratersauna für spätnächtliche Vorhaben. Es gibt auch einige Geschäfte und Galerien, sowie Fitness- und Wellnessangebote. Das ist Stadtleben fachmännisch ausgeführt – ein Hotel, wagen wir zu sagen, für die Ära des Appartement-Sharing.