Das Posthotel

Während der Renovierung im Jahr 2014 wurde Das Posthotel von den Eigentümern neu erfunden: Die ehemalige Nachkriegsherberge ist jetzt eine hyper-ökologische Boutique-Ski-Lodge. Ihre beständigen Prinzipien kommen am besten in dem verwendeten Material zu Geltung: lokal beschafftes Holz (Fichte, Eiche und Schweizer Kiefer) in all seiner unbehandelten, knorrigen Pracht. Dieser Ort verdient es, gewürdigt zu werden, was einem insbesondere nach einem Tag auf den blendend weißen Ski-Pisten nicht schwerfällt. Allein die Wärme und die Geborgenheit sorgen dafür. Natürlich findet man diese Atmosphäre in vielen klassischen Hütten in Tirol – es ist quasi Vorschrift, an dieser althergebrachten Formel festzuhalten und die Dekoration kitschig zu halten: mit Jagdtrophäen, vergilbten Fotos von ledernen Kletterpionieren und übergroßen Ohrensesseln direkt am offenen Feuer.

Der Charme des Posthotels liegt allerdings eher darin, dass die Vergangenheit als solide Grundlage und nicht als Krücke dient. Hier geht es ums Holz. Die 70 Räume, fast alle davon sind Suiten und Appartements, wirken wundervoll in der harmonischen Balance der polierten Maserung in den Möbeln, den Kopfteilen der Betten und dem Parkettboden. Es gibt kaum eine bessere Oberfläche, in denen sich der Glanz der vielen kleinen Lampen besser spiegeln könnte. Das ganze Gebäude, vor allem die öffentlich zugänglichen Räume, strahlen etwas Positives aus. Das Holz stellt ebenfalls einen hervorragenden Kontrast zu dem reichlich vorhandenen Licht der Berge dar. Alle Zimmer sind in Richtung Sonnenaufgang oder –untergang ausgerichtet sind und verfügen über große Panoramafenster. Das sparsame Design setzt sich in den geräumigen, möblierten Balkonen fort. Staubige, gebieterische Tierpräparationen haben charmanten Geweih-Arrangements über den Kaminen Platz gemacht.

Die Einrichtung ist aber zum Glück nicht ganz so rustikal: Es gibt Flachbildfernseher, kostenloses W-LAN und Senseo-Kaffeemaschinen um dem zeitgenössischen Komfort Genüge zu tun. Ergänzt wird das Angebot noch von einem SuitePad, einer Station mit aktueller Tageszeitung, Filmen und Spielen. Es gibt zwar kein Restaurant, dafür aber ein im Preis enthaltenes Frühstück und die Möglichkeit, sich gegen einen Aufpreis den Kühlschrank auffüllen zu lassen, womit eine Grundversorgung gewährleistet wäre. Außerdem mangelt es in unmittelbarer Nähe auch nicht an Alternativen für die Essensplanung. Man kann sogar von dem „book a cook“-Angebot Gebrauch machen und sich auf dem eigenen Zimmer bekochen lassen. Die kleinen Küchenzeilen verfügen über Herdplatten, Wasserkocher, Spülmaschinen und Messerblöcke und damit über wesentlich mehr Equipment als viele vergleichbare Kochnischen.

Wahre Hedonisten kommen beim Kissenmenü auf ihre Kosten – mittlerweile vermutlich ein wahrer Alpin-Trend – oder bei der Auswahl an Luxus im Badezimmer: Whirlpool-Badewanne, große Duschen und Produkte von Natural Beauties. Das Posthotel macht vieles richtig. Trotz der Innovationen wurde die Vollkommenheit der klassischen Hüttenerfahrung am Leben erhalten. Die Skiräume sind perfekt, um seine Ausrüstung loszuwerden (es gibt sogar einen Stiefelwärmer) und direkt nebenan findet man fünf gut eingerichtete Saunen und das Spa des Posthotels. Ausreichend gelockert, fühlt man sich vielleicht in der Stimmung für ein paar Bahnen im beheizten Außenpool. Alternativ könnte man aber auch in die Lounge schlendern und einen Cognac oder Whiskey am offenen Kamin genießen. Man könnte sich sogar eins der vielen Bücher des Hotels schnappen – sieh an, noch ein exquisites Holzprodukt.