Andaz Miami Beach

Es ist ja nicht so, dass Miami wirklich noch ein weiteres stylisches Hotel am Strand bräuchte: Die meisten der großen Namen sind schon seit einiger Zeit am South Beach vertreten. Allerdings gibt es immer noch ein Plätzchen für ein gutes Hotel. Das dachte sich auch die Thompson Gruppe und wagte den Versuch. Nach einem Blick auf das brandneue Thompson Miami Beach bleibt uns nur zu sagen – und hier möchten wir gern den Künstler zitieren, der ehemals als Fresh Prince bekannt war – „Bienvenido a Miami.” Selbstverständlich befindet sich das 354 Zimmer umfassende Hotel auf einem erstklassigen Grundstück direkt am Strand: Die Tatsache, dass es nördlich vom SoBe liegt, ein wenig abseits des Trubels, ist ein Vorteil, wenn man erwachsen ist.

Das Thompson Hotel umfasst drei Türme, von denen einer ein aufgemotzter Art-déco-Wolkenkratzer aus den 1940er Jahren ist. In erfrischender Abkehr von den Designprinzipien vieler der besten Hotels der Stadt ist die hier vorherrschende Ästhetik nicht nur simpler Strand-Chic, sondern stammt eher aus der Mitte des letzten Jahrhunderts und hat einen modernen Twist. Man denke hier an bunte, gemusterte Teppiche und großzügige Sofas, Kronleuchter, Lehnstühle im Stil der 1950er mit fröhlich-floralen Bezügen und Vintage-Barwagen, die aussehen, als kämen sie direkt aus der Requisite von Mad Men. Bei so viel Liebe zum Detail und dem ausgeprägten Sinn für historische Schrulligkeit wird man zweimal überlegen, wie gern man den ewig gleichen Einrichtungsstil so ganz weiß in weiß eigentlich mag. Besonders die Suiten muten wie Mini-Museen an, die voller interessanter Kunst und unerwarteter Designstücke stecken.

Die Annehmlichkeiten auf den Zimmern beinhalten unter anderem maßgefertigte 400-Faden Bettwäsche von Sferra, Badezimmer mit Regenduschen und Bademänteln von Frette und riesige Flachbildfernseher mit kostenloser Videothek, sollte man eine Pause von all der Sonne benötigen. Draußen umgeben klassisch gestreifte Umkleidehäuschen, Chaiselonguen und Palmen die Pools, die sich in einem satten, tropischen Hain befinden.

Seagrape, das so aussieht, als könnte es als Kulisse für einen Film in den 1960er Jahren dienen, ist das vielgelobte Restaurant von Michelle Bernstein. Diese ist eine mit dem James Beard Foundation Award ausgezeichnete und in Miami einheimische Köchin. Sie ist ebenfalls federführend für das schmackhafte Menü des 1930s House, das wohl wahre Highlight des Thompson Miami Beach. Das Lokal dreht sich um den historischen Bungalow, der ehemals auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand. Die Thompson Gruppe ließ sich davon nicht entmutigen, demontierte das gesamte Gebäude samt dem Original-Kalksandsteinkamin und verfrachtete es in das Hotel, wo es nun sein zweites Leben als unglaublich charmante Cocktailbar im kerzenbeschienenen Garten verbringt. Ja, wer hätte das geahnt? War wohl doch noch Platz für ein tolles neues Hotel in Miami.