Continentale

Das Continentale ist ein Lungarno-Hotel und das bedeutet, dass es ein Salvatore Ferragamo-Hotel ist. Warum diese Verkettung von Codenamen? Warum kann man es nicht einfach so sagen: Ferragamo in blinkendem Neon, oder zumindest in strahlendem Gold (à la Versace)? Warum sollte man nicht wenigstens davon profitieren, um die Marke besser zu positionieren, wie Cerruti oder Bulgari?

Anders als jene anderen, ist dies hier kein Fashion Konzept-Hotel. Und, um fair zu sein, Ferragamo ist seit 1955 in der Hotelbranche, also ist es mit Sicherheit kein nachträglicher Einfall oder eine Marketingmaßnahme. Ferragamo steht, genauso wie Lungarno, mit beiden Füßen (sorry) in diesem Business, nicht nur als eine Art Co-Branding-Experiment, sondern als ein voll entwickeltes Business Venture. Deshalb werden Sie niemals den Namen Ferragamo in Ihrem Zimmer sehen, es sei denn, er steht schon auf Ihren Schuhen.

Warum verwenden wir als zwei Absätze darauf, diese Verbindung zu erläutern? Weil dieses Hotel sich darauf ausgerichtet hat, seine Gäste ganz alleine von sich aus zu überzeugen, ohne sich an einen Ruf anzuhängen, den man sich in der Modewelt erarbeitet hat. Dies geht auf den ersten Blick ein bisschen gegen das, was man vermuten würde, aber bedenken Sie: wo so viele Vollzeit-Hoteliers optische Reize über hervorragenden Gästeservice stellen, ist dieses ein Fashion Hotel, das Service höher als Design bewertet.

Das will aber nicht heißen, dass das Continentale arm an Design ist. Der Architekt und Designer Michele Bonan ist den (scheinbar) sicheren Weg gegangen: mit vorherrschendem Weiß, aber mit unerwarteten Akzenten in Kaugummi-Rosa, die den optimistischen Wohlstand des Dolce Vita der 50er und 60er Jahre wachrufen sollen. Und möglicherweise sehen Sie wirklich La Dolce Vita auf dem Bildschirm in der Lobby laufen.

Der Service ist also das Thema, der Look ist zweitrangig. Viele Hotels, die so attraktiv wie dieses hier sind, würden es mit auffälliger Erscheinung versuchen und würden versuchen, mit gleichgültigem und spöttischem Personal durchzukommen. Ganz anders im Continentale. Ungestörtheit und Höflichkeit sind an der Tagesordnung – dies ist kein Ort, an dem man gesehen wird, sondern einer, an dem man bleibt um wegzukommen. Das Personal wird, wenn immer möglich, von außerhalb des Gastgewerbes eingestellt, so dass es nach den eigenen Standards von Lungarno geschult werden kann und sich keine schlechten Gewohnheiten abtrainieren muss.

Die Zimmer sind komfortabel, wenn nicht gar riesig (nicht zu vergessen: dies ist Florenz) und variieren in der Farbwahl, eher skurrile Töne denn minimalistisches Weiß. Die Sky Lounge im Obergeschoss überblickt den Fluss Arno, die Berge und die Stadt. Es gibt kein Restaurant, nur Frühstück, aber das nebenan gelegene Gallery Hotel Art (ein weiteres Lungarno-Hotel – es gibt davon insgesamt fünf in Florenz) macht sein Restaurant über den Zimmerservice zugänglich.

Es ist ein eindrucksvolles Hotel, so stylish wie andere, und es stellt die zögerlichen Angebote anderer Fashion Houses in den Schatten. In der Tat werden Sie sicher ganz schnell die Ferragamo-Verbindung vergessen, wenn Sie im Continentale wohnen – und nichts würde die Besitzer mehr erfreuen.