Sextantio

Mit vollem Namen heißt dieses Hotel Sextantio Albergo Diffuso. Grob gesagt: „Das Sextantio Distributed Hotel“. In Englisch klingt das ein bisschen futuristisch, in Wirklichkeit ist es nichts dergleichen. Es ist ein Dorf aus dem 16. Jahrhundert, das Bergdorf Santo Stefano di Sessanio in den Abruzzen, komplett mit Dorfbewohnern als Einwohner, und dazwischen gepackt und auf die verschiedenen Häuser und Gebäude des Dorfes verteilt, gibt es etwa 29 moderne Boutique-Hotelzimmer.

So etwas könnte in weniger selbstbewussten Händen als Effekthascherei erscheinen, aber hier kommt es einfach natürlich herüber. Nach einer Übernachtung werden Sie sich fragen, warum es nicht mehr dezentralisierte Hotels gibt. Der Umbau wurde so feinfühlig wie möglich vorgenommen, und obwohl die Atmosphäre zweifellos zeitlos ist, ist der Komfort modern – Fußbodenheizung, Highspeed-Internet, das ganze Paket des 21. Jahrhunderts.

In den Badezimmern gibt es Armaturen von Philippe Starck, was aufgrund des Zustands des Sanitärsystems im 16. Jahrhundert wirklich angenehm ist, und die gelegentliche wuchtige, eiförmige Badewanne ist eine sehr willkommene Innovation. Es gibt eine kleine Cantina, wo man frühstücken oder einen Digestif zu sich nehmen kann, sowie ein Restaurant, das eine äußerst authentische Küche der Abruzzen serviert. Es geht darum, wie die Einheimischen zu leben, wenn auch vielleicht mit etwas besseren Möbeln.

Man ist nicht in irgendeiner Hotelbar isoliert oder am Ende eines klimatisierten Korridors untergebracht. Im Sextantio, zwei Autostunden vom Flughafen Rom entfernt, stehen Sie schon mit einem Fuß in der italienischen Landschaft. Es ist übrigens keine friedliche toskanische Landschaft, sondern unentdecktes und unerschlossenes Abruzzo – mit dem Weinland, dem atemberaubenden Nationalpark und allen Arten von historischen Stätten in der Nähe.