Andaz London Liverpool Street

Das Andaz London hat echten Seltenheitswert, ein hippes Hotel gleich oben bei der Liverpool Station. Es ist eines von gerade mal einer Handvoll an Absteigemöglichkeiten in der Square Mile, die sich gegen den Trend stemmen, dass sich die City Boys und Girls (und ihre Gäste) fluchtartig in Richtung Westen absetzen, sobald Sperrstunde ist. Trotz seiner Vergangenheit als Bahnhotel (es ist stark umgebaut worden) beweist das neue Interieur, dass modernes Design bei Bankern ebenso gut ankommt wie bei Designern.

Was man von außen aber nicht unbedingt erkennt - die rote Backsteinfassade ist noch immer die von 1884, aber was dahinter liegt, haut einen glatt um. Die Achse des Hotels hat man gedreht, und es gibt jetzt eine neue Lobby, neue Etagen und Galerien mit Bambuspflanzen und viel Licht. Etliche der Viktorianischen Details hat man erhalten. – Hier finden sich Kamine so groß wie Wandschränke, Stuckdecken und breite Treppenaufgänge. Mittelpunkt jedoch ist das piece de resistance, ein Atrium, das an eine Kreuzung aus einer Miniatur-Ausgabe der Guggenheim-Spirale und einem Softeiskegel erinnert.

Im Kontrast zur Wucht des Gebäudes sind die Zimmer geradezu praktisch eingerichtet, so wie man es bei einem businesslike City-Hotel erwarten würde. Besser als die Eames Stühle und Lampen von Jacobsen sind die Sekretäre, die auch als Schminktische fungieren und sogar Platz für den Fön bieten. Die Zimmer im obersten Stock sind, anders als erwartet, die kleinsten. Sie sind hübsch, aber wer ein Penthouse erwartet hat, sei gewarnt. Womit wir beim Service wären: Er ist so aufmerksam wie sonst nirgends in der Stadt, effizient und ohne Attitüden. Was die Ästhetik des Hotels angeht, gibt es in London nichts Vergleichbares.